Geschwollene Beine: Ist es ein Lipödem oder Lymphödem?

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Übermäßig geschwollene Arme und Beine können ein Zeichen für ein Lipödem sein oder auch ein Lymphödem. Wie sind diese beiden Krankheitsbilder zu unterscheiden? Und müssen Lipödem und Lymphödem auch unterschiedlich behandelt werden? Wir erklären es Ihnen.

Die Fakten zum Lipödem: Symptome und Stadien

Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die vor allem an Oberschenkeln, Po, Unterschenkeln und (seltener) an Armen auftritt. Dabei erfolgt die Volumenzunahme symmetrisch, Füße und Zehen sind nicht betroffen. Es entsteht dabei ein ungleiches Körperbild, weil der Rumpf im Vergleich zu Hüfte und Beinen schlank bleibt. Die ausführlichen Symptome des Lipödems haben wir in diesem Beitrag für Sie dargestellt; wie es sich mit der Erkrankung lebt, erfahren Sie hier.

Viele Betroffene - in der überwiegenden Mehrheit sind es Frauen - leiden unter starkem Druckschmerz und Spannungsgefühlen. Schon bei leichtesten Berührungen, sogenannten Bagatelltraumata, entstehen blauen Flecken.

Im Verlauf der Erkrankung können die Beine so an Umfang zunehmen, dass diese im Oberschenkelbereich aneinander reiben und sich wundscheuern. Im stark fortgeschrittenen Stadium kommt es vor, dass das Gehen schwierig bis unmöglich wird, besonders Treppensteigen. Dann müssen die Patientinnen auf einen Rollstuhl oder Rollator zurückgreifen.

Ein weiteres Symptom für ein Lipödem ist die Knötchenbildung im Unterhautfettgewebe, die sich zu sichtbaren Fettwülsten auswachsen kann. Unterschieden werden drei Schweregrade.

Übrigens kann sich aus einem Lipödem durch die Fibrosierung (vermehrte Ablagerung von Bindegewebe)
in den Lymphgefäßen zusätzlich ein Lymphödem entwickeln.

Die Fakten zum Lymphödem: Symptome und Stadien

Bei einem Lymphödem steht - wie der Name schon vermuten lässt - das Lymphsystem im Mittelpunkt. Hierbei staut sich die Lymphflüssigkeit im Gewebe, was selbiges anschwellen lässt. Ein Lymphödem tritt auch an nur einer Gliedmaße auf, kann sich also unsymmetrisch entwickeln. Dies könnte beispielsweise der Fall sein, wenn aufgrund einer Erkrankung die Lymphknoten teilweise entfernt werden müssen.
Es ist aber kein Muss - auch Lymphödeme gibt es beidseitig. Weitere Informationen, unter anderem zur Ursache des Ödems, finden Sie in diesem Beitrag.

Ein Test für das Vorliegen eines Lymphsystems ist das sogenannte Stemmersche Zeichen: Dabei ist die Hautfalte an der zweiten und dritten Zehe (Bein betreffend) oder am Finger (Arm betreffend) verdickt.
Ein Anheben der Haut ist nicht möglich.

In der Regel ist das Lymphödem nicht schmerzhaft, es sei denn, es liegt eine Entzündung vor. Trotzdem ist das Krankheitsbild für die betroffenen Patienten sehr belastend, weil es zum Wundscheuern der Körperpartien, Spannuungsgefühlen in den betroffenen Körperpartien und auch auf Grund des Körperbildes zu psychischen Belastungen kommen kann.

Lipoedem - Anzeichen

Während das Lipödem nur zu einem sehr geringen Prozentsatz bei Männern vorkommt, wird das Lymphödem etwas häufiger beim männlichen Geschlecht diagnostiziert. Trotzdem haben insgesamt weit mehr Frauen als Männer mit dem Lymphstau im Gewebe Probleme. Unterteilt wird die Erkrankung in vier Stadien (=Schweregrade): von nur einem latent vorliegenden Lymphödem bis zu einer dringend behandlungsbedürftigen Elefantiasis.

Unterschiedliche Ursachen - gleiche Therapie? Ja!

Obwohl die beiden Erkrankungen also von verschiedenen Ursachen herrühren - einerseits Fett, andererseits Gewebsflüssigkeit -, gibt es doch Überschneidungen in der Behandlung.

Lymphdrainage durch Physiotherapie

Die effektivste Therapie bei den frühen Stadien von Lipödem und Lymphödem ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie setzt sich aus der Kompressionstherapie und der manuellen Lymphdrainage zusammen. Der Physiotherapeut oder die Physiotherapeutin wendet gezielte Griffe vom Rumpf bis zu den Zehen an, um die Lymphflüssigkeit wieder verstärkt zu aktivieren und überschüssige Gewebsflüssigkeit aus den Ödemen (Wasserablagerungen) abzutransportieren.

Kompressionsstrümpfe gegen die Ödeme

Im Anschluss ist es wichtig, diesen Effekt durch Kompression zu unterstützen und möglichst lange zu halten. Hierfür eignen sich Kompressionsstrümpfe, die Sie im Sanitätshaus bekommen. Bei einem Lip- oder Lymphödem wird Ihnen der Arzt im ersten Stadium rundgestrickte Strümpfe, bei stärkeren Ödemen flachgestrickte Kompressionsstrümpfe verschreiben. Wussten Sie eigentlich, dass Sie ein Anrecht auf zwei Paar Strümpfe pro Jahr haben, die von der Krankenkasse übernommen werden? Wir beraten Sie gern dazu im persönlichen Gespräch.

Das A und O bei der Kompressionstherapie ist die konsequente Anwendung der Strümpfe und die exakte Vermessung der Beine. Denn Kompressionsstrümpfe können nur wirksam sein, wenn sie wirklich passen und den entsprechenden Druck auf das Gewebe ausüben können! Das gilt selbstverständlich auch für Armstrümpfe.

In unserem Blog geben wir hier wichtige Hinweise zum An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe und stellen verschiedene Hilfen dazu vor.

Ohne Bewegungstherapie klappt es nicht

Die beste Drainage und die optimalsten Stützstrümpfe nützen nichts, wenn Sie im Ruhezustand bleiben.
In der Physiotherapie werden den Patienten Übungen gezeigt, die die Wirkung der Kompression intensivieren. Und Kompressionsstrümpfe sind nun einmal am effektivsten in Bewegung. Deshalb muss das Trainingsprogramm wie verordnet durchgeführt werden.

6 Tipps, was bei Lipödem und Lymphödem außerdem hilft:

Tipp 1: Achten Sie auf Ihr Gewicht: Übergewicht sollte vermieden werden! Das Abnehmen wird zwar nicht das Lipödem oder Lymphödem verhindern, es wird aber dafür sorgen, dass die Auswirkungen nicht noch verstärkt werden.

Tipp 2: Bewegen Sie sich: Wirklich jede Art von Bewegung tut Ihnen gut! Das regt den Körper insgesamt und die geschwollenen Beine im Besonderen an und hält Sie fitter.

Tipp 3: Essen Sie bewusst: Gesund ist das oberste Gebot! Belasten Sie Ihren Organismus lieber nicht mit schwerer Kost, sondern bevorzugen Sie frische, gesunde Lebensmittel.

Tipp 4: Gönnen Sie sich Pausen: Es bringt nichts, sich zu überanstrengen! Wenn Ihr Körper Ihnen signalisiert, dass Sie ausruhen möchten, dann hören Sie darauf. Von vielen Betroffenen wird sehr langes Stehen beispielsweise als unangenehm empfunden, dann einfach mal die Beine hochlagern!

Tipp 5: Passende Kleidung wählen: Bequem muss es sein! Denken Sie daran, dass sich im Laufe des Tages die Beschwerden verdeutlichen. Dann ist man gut beraten, weite, luftige Kleidung zu tragen. Auch Schuhe müssen einfach anzuziehen und angenehm zu tragen sein.

Tipp 6: Holen Sie sich Hilfe: Sie sind nicht allein! Es gibt viele Selbsthilfegruppen, um sich auszutauschen, Tipps zu holen oder einfach mal sein Herz auszuschütten. Auch der offensive Umgang mit der Erkrankung hilft oft, damit Ihre Umgebung auch auf Ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmen kann.

Der Unterschied in der Therapie zwischen Lip- und Lymphödem

So viele Gemeinsamkeiten es in der Behandlung auch gibt, es handelt sich nun einmal um zwei unterschiedliche Erkrankungen, die für die geschwollenen Beine verantwortlich zeichnen. Deshalb funktioniert die Therapie auch nur bis zu einem gewissen Punkt übereinstimmend.

Ein Lipödem im fortgeschrittenen Stadium kann nur noch bedingt konservativ behandelt werden. Hilfe bringt dann oft eine Liposuktion, also eine Fettabsaugung. Der Arzt muss dazu eine medizinische Notwendigkeit feststellen, damit die OP von der Kasse übernommen wird. Einen Erfahrungsbericht mit
Vor- und Nachteilen können Sie hier nachlesen. Entscheidend ist nach der Operation, dass auch dann
mit der Kompressionstherapie fortgefahren werden muss - ein Leben lang. Damit kann in der Regel das
OP-Ergebnis gehalten werden.

Das Lymphödem kann in den allermeisten Fällen mit der konsequent - leider auch lebenslang notwendigen - Entstauungstherapie bekämpft werden. Es ist nicht heilbar, der Gefäßstau kann bei regelmäßiger Auflösung das Leben der Betroffenen allerdings nicht allzu intensiv beeinträchtigen. Es gibt zwar seit wenigen Jahren auch die Möglichkeit einer lymph-chirurgischen Versorgung, jedoch ist diese Behandlung noch immer die Ausnahme.

Fazit zu den geschwollenen Beinen

Leiden Sie unter dicken, angeschwollenen Beinen (oder auch Armen), die zudem spannen und sich schwer anfühlen? Dann ist es wichtig, ärztlich abzuklären, ob bei Ihnen ein Lipödem oder Lymphödem vorliegt. Das Lipödem tritt immer symmetrisch an beiden Gliedmaßen auf. Es bezeichnet eine krankhafte Zunahme des Unterhautfettgewebes, die durch Abnehmen allein nicht aufzulösen ist. Es ist zudem mit Schmerzen verbunden.

Ein Lymphödem entsteht bei der Störung des Lymphflusses im Körper und tritt auch nur einseitig auf. Die Ursache kann angeboren sein oder erworben, zum Beispiel durch eine Erkrankung. Ein Lymphödem ist so gut wie schmerzfrei, es sei denn, es liegen Entzündungen vor.

Bei beiden kann die Entstauungstherapie mit Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfen sehr hilfreich sein. Dazu bedarf es einer guten Beratung von Experten wie sie im Sanitätshaus angeboten wird.

Sind Sie auf der Suche nach den idealen Kompressionsstrümpfen? Brauchen Sie Hilfe beim Anziehen der Strümpfe? Wir helfen Ihnen, das Passende für Sie zu finden.

Foto : www.medi.de

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