Warum der Aktivrollstuhl so hilfreich im Alltag der Patienten ist

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Ein Rollstuhl bedeutet für viele seiner Nutzer Freiheit und die Möglichkeit zur Teilhabe am Leben. Als besonders effektiv dabei erweist sich der Aktivrollstuhl, denn er ist individuell auf Fahrer und seine Fähigkeiten angepasst. Wie kommen Sie an diesen Rollstuhl und wird er von der Krankenkasse übernommen?

Für Menschen, die aufgrund einer Erkrankung (z.B. Schlaganfall oder Multiple Sklerose) bzw. eines Unfalls nicht mehr komplett mobil sind, ist ein guter Rollstuhl ihr Schlüssel zur persönlichen Freiheit.

Dafür stehen eine Vielzahl von Rollstuhl-Varianten und -Modellen zur Verfügung, zwischen denen gewählt werden kann - angefangen vom Standardmodell bis zum Elektrorollstuhl. Oft besteht der Wunsch des Patienten nach einem Adaptivrollstuhl oder auch Aktivrollstuhl (beides bezeichnet dasselbe), denn dies ist ein Rollstuhl, der sich am besten an die Bedürfnisse seines Nutzers anpassen lässt. Wichtig ist dafür die Unterstützung des Arztes, um auch das perfekt abgestimmte Hilfsmittel zu finden.

Hier erfahren Sie, welche Arten von Aktivrollstühlen es gibt, für wen sie geeignet sind und wie bzw. ob die Krankenkassen die Kosten übernehmen.

Welcher Rollstuhl eignet sich für wen?

Die Bandbreite an Rollstühlen mit verschiedenen Funktionsweisen ist groß - schließlich müssen eine Vielzahl unterschiedliche Aspekte bei der Auswahl des richtigen Rollstuhls bedacht werden. Aus diesem Grund sollte die Entscheidung, welches Modell geeignet ist, ausgiebig durchdacht werden.

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Dabei hilft natürlich die Besprechung mit dem behandelnden Arzt, jedoch kann es auch sinnvoll sein, sich zunächst im Sanitätshaus zu informieren. Hier können Sie in Ruhe ausprobieren und ein Gefühl für die Rollstühle entwickeln, die Sie in Ihrem Alltag am besten unterstützen. Die Experten im Sanitätsfachhandel beraten Sie ausführlich. Wichtig ist vor allem, dass der Rollstuhl optimal zur jeweiligen, individuellen Lebenssituation des Nutzers passt.

Es gibt mehrere Modellkategorien, die zur Auswahl stehen:

  • Der Aktivrollstuhl bzw. Adaptivrollstuhl für eine dauerhafte Nutzung von relativ vitalen und agilen Rollstuhlfahrern
  • Der Standardrollstuhl als Übergangslösung, für Krankentransporte, in (Senioren-) Heimen oder nach Beinverletzungen
  • Der Elektrorollstuhl für Menschen, die ein größeres Defizit in Bezug auf die Armkraft bzw. in der Arm-/Hand-Beweglichkeit haben
  • Der Pflegerollstuhl bzw. Multifunktionsrollstuhl wird in der Altenpflege und bei Menschen mit schwersten Behinderungen eingesetzt

Standard- und Aktivrollstuhl im Vergleich

Aber was genau unterscheidet die Varianten der Rollstühle voneinander? Um Ihnen das zu veranschaulichen, haben wir eine vergleichende Übersicht der technischen Daten für Sie erstellt:

Kategorie

Aktivrollstuhl

Standardrollstuhl

Gewicht

ab 8,8 kg

ab 14,9 kg

Maximale Zuladung

110 - 140 kg

125 - 170 kg

Sitzbreite

30 - 50 cm

38 - 60 cm

Sitztiefe

34 - 50 cm

41 - 51 cm

Sitzhöhe*

vorne: 43 - 56 cm

hinten: 32 - 50 cm

37,5 - 53 cm

Sitzwinkel

0 - 16 °

0 - 6 °

Rückenhöhe

25 - 47,5 cm

41 - 48 cm

Rückenwinkel

-15 - 13 ° (optional)

12 (Lumbalknick**) /
7 - 30 ° (verstellbar)

*Bei Standardrollstühlen ist die Sitzfläche gerade, bei Adaptivrollstühlen, kann man einen Verlauf der Fläche einstellen, so dass man hinten tiefer sitzt.

** Der Lumbalknick ist eine Biegung in der Rückenlehne des Rollstuhls. Diese Biegung ist zur besseren Anpassung der teilweise sehr hohen Lehne an die S-Wölbung der Wirbelsäule gedacht. Mehr Freiheit hat die Wirbelsäule jedoch in einem Aktivrollstuhl.

Wie Sie sehen, sind Aktivrollstühle meist um einiges leichter als die Standardrollstühle, was den Transport erleichtert. Allerdings bieten die adaptiven Rollstühle somit auch weniger Sitzfläche und können teilweise eine geringere maximale Zuladung.

Insgesamt sind die Aktivrollstühle sportlicher, wendiger und zudem in vielen verschiedenen Farben erhältlich.

Was zeichnet einen Aktivrollstuhl aus?

Wie gesagt: Der Aktivrollstuhl ist deshalb so zu empfehlen, weil er sich individuell an die persönlichen und behinderungsspezifischen Bedürfnisse und Anforderungen seines Nutzers anpassen lässt. Diese Art des Rollstuhls wird darum auch oft Adaptivrollstuhl genannt. Aktivrollstühle werden aus unterschiedlichen Materialien wie Aluminium, Magnesium und Carbon hergestellt.

Die Vorteile eines Aktivrollstuhls:

  • wesentlich leichter als andere Modelltypen
  • extrem wendig
  • verlangt weniger Kraft, um sich darin fortzubewegen
  • hat angenehme Sitz- und Fahreigenschaften

Aktiv- bzw. Adaptivrollstühle ermöglichen dem Rollstuhlfahrer eine hohe Flexibilität und einen aktiven Lebensstil. Dafür sorgen im Einzelnen unter anderem:

  • verstellbare Rollstuhlrückenwinkel
  • eine variable Positionierung der Sitzbespannung
  • verstellbare Sitzhöhen

Es ist im Übrigen ein Irrtum, dass diese Art von Rollstühlen durch die leichte Bauweise schneller kippen: Das Kippverhältnis ist nämlich abhängig von der Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad. Und dieser Räder lassen sich bei einem Aktivrollstuhl sehr leicht verstellen.

Eine Einschränkung in der Nutzung gibt es jedoch. Ein Aktivrollstuhl ist nicht für Menschen mit Pflegebedarf geeignet, die den Rollstuhl allein benutzen müssen.

Welche Arten von Adaptivrollstühlen gibt es?

Patienten, für die ein Aktiv- bzw. Adaptivrollstuhl in Frage kommt, haben außerdem mehrere Typen in verschiedenen Bauweisen zur Auswahl.

Der Faltrahmenrollstuhl

Wie es der Name schon sagt, lässt sich der Rahmen bzw. das Gestell des Faltrollstuhls zusammenklappen. Auch der Sitz und die Rückenlehne sind aus flexiblem Materialien und lassen sich falten bzw. abklappen. Der Rollstuhl nimmt so im zusammengeklappten Zustand nur wenig Platz in Anspruch.

Er lässt sich bei gut verstauen, wenn er nicht benötigt wird und er ist leicht im Auto bzw. Kofferraum zu transportieren. Achten Sie bei einer etwaigen Anschaffung darauf, dass der Faltmechanismus möglichst einfach zu bedienen ist - oft lassen sich die Faltrollstühle zusammenklappen, indem die Sitzfläche einfach nach hinten angehoben wird.

Außerdem gibt es Faltrahmenrollstühle, deren Räder sich an- und abstecken lassen - so passen die Rollstühle auch in kleinere Pkw. Manche faltbaren Aktivrollstühle lassen sich zerlegt sogar als Handgepäck im Flugzeug mitnehmen.

Die Nachteile des Faltrollstuhls: Er wiegt mehr als ein Starrrahmen-Modell (erhältlich ab ca. 8,3 kg von SAPUR), ist weniger verwindungssteif und muss mit etwas mehr Kraft bewegt werden.

Der Starrrahmenrollstuhl

Der Starrrahmenrollstuhl ist leichter als die faltbare Version, da der feste, starre Rahmen in extremer Leichtbauweise gefertigt werden kann. So gibt es zum Beispiel einen aus Carbon hergestellten, ultraleichten Starrrahmenrollstuhl mit einem Gewicht ab 6,2 kg - laut Hersteller der leichteste Rollstuhl dieser Art.

Ein Rollstuhl mit Starrrahmen eignet sich vor allem für sportliche und fortgeschrittene Rollstuhlfahrer, da er wesentlich verwindungssteifer als ein Faltrollstuhl ist. Der Krafteinsatz kann optimaler in Bewegung umgesetzt werden und der Rollstuhl reagiert sensibler auf Steuerimpulse.

Auch diese Variante eines Aktivrollstuhls lässt sich sehr leicht im Kofferraum verstauen. Aber die extremen Leichtgewichte sind recht teurer.

Der Sportrollstuhl

Aktivrollstühle gibt es schließlich auch für den sportlichen Gebrauch. Mit ihnen sind eine aktive Freizeitgestaltung und Sportarten wie Tennis, Hockey, Basketball oder Handbike-Rennen möglich (weitere Informationen zu Rollstuhl-Sportarten finden Sie beim Deutschen Behindertensportverband).

Ein kleiner Tipp: Man kann auch einen Aktivrollstuhl, der kein Sportrollstuhl ist, zum Handbike fahren verwenden.

Die Sportrollstühle sind nicht für den Alltag gedacht und müssen besonders hohe Ansprüche in Bezug auf die Belastbarkeit, Leichtigkeit und Sicherheit erfüllen. Wie jeder andere Aktivrollstuhl muss auch ein Sportrollstuhl genau an die physischen Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden, damit er seinen Zweck optimal erfüllen kann.

Wie erhalte ich meinen Wunschrollstuhl? Die Rolle der Krankenkasse

Wird die Anschaffung eines Rollstuhls nötig, hat der Patient in der Regel von seinem behandelnden Arzt eine Verordnung für einen Rollstuhl als medizinisches Hilfsmittel bekommen. Das Rezept wird im Sanitätshaus vorgelegt, welches sich im Anschluss in Absprache mit dem Kostenträger (meistens der Krankenkasse) um die Beschaffung des geeigneten Rollstuhls kümmert.

Oft wird der Rollstuhl aus dem Bestand der Krankenkasse oder des Sanitätshauses geliefert - der Patient hat keinen Anspruch auf einen fabrikneuen Rollstuhl! In der Regel ist das zunächst kein Problem, da die Rollstühle optisch, technisch und hygienisch in einem einwandfreien Zustand sind. Eigentümer bleibt in diesem Fall derjenige, der den Rollstuhl verleiht. Der Vorteil: Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt alle anfallenden Folgekosten zum Beispiel für Ersatzteile und Reparaturen.

Oft nicht ideal - die Standard-Versorgung

Bedenken Sie aber: Kein Patient ist wie der andere. Eine Standard-Versorgung mit einem gebrauchten Rollstuhl ist oft nur die zweitbeste Lösung. Der Nutzer ist jeden Tag auf dieses Hilfsmittel angewiesen, deshalb muss der Rollstuhl zum Fahrer passen - und nicht umgekehrt. Um es anschaulich zu formulieren: Sie tragen ja auch nicht irgendwelche Schuhe, die drücken, nur weil es auf dem Papier Ihre Größe ist.

Wichtig zu wissen ist nämlich: Der Patient kann sehr wohl auch einen neuen Rolli auf Rezept erhalten. Hierfür muss er dann lediglich die Rezeptkostengebühren tragen - egal, ob er ein günstiges Standardmodell oder ein teuren Aktivrollstuhl verordnet bekommen hat.

Achten Sie auf das Rezept!

Kann der Patient anhand der ärztlichen Verordnung nachweisen, dass er ein eigens auf seine Bedürfnisse angepasstes Modell - zum Beispiel einen adaptiven Rollstuhl - benötigt, wird das Sanitätshaus einen entsprechenden Kostenvoranschlag erstellen. Wird dieser von der Krankenkasse akzeptiert, zahlt der spätere Nutzer auch hier nur die gesetzliche Zuzahlung von max. 10 Euro.

Holen Sie sich hier Unterstützung von Ihrem Arzt, der auf der Verordnung genau definieren muss, welchen Rollstuhl Sie benötigen. Und legen Sie auch Widerspruch ein, wenn das Ihnen von der Kasse zugewiesene Hilfsmittel eben nicht hilfreich für Sie ist.

Gehen die Anforderungen an den Rollstuhl über das Maß des medizinisch Notwendigen hinaus, ist der Kostenträger allerdings nicht verpflichtet, die Leistung zu übernehmen. Mehr Komfort beispielsweise ist dann eine sinnvolle, aber dafür reine Privatleistung.

Manchmal muss der Patient für seinen Traumrolli kämpfen und nach Erhalt des Bescheids Einspruch einlegen. Auch eine Mischfinanzierung könnte eine mögliche Alternative sein: Der Kostenträger bzw. die Krankenkasse zahlt den Standard und der Patient die darüber hinaus anfallenden Kosten.

Fazit zum Aktivrollstuhl

Wer als relativ agiler Mensch einen Rollstuhl in Anspruch nehmen muss, der entscheidet sich sehr oft für einen Aktiv- bzw. Adaptivrollstuhl. Denn diese Art von Rollstuhl lässt sich – im Gegensatz zu einem Standard- oder Elektrorollstuhl - an die Körpermaße, Ansprüche und Bedürfnisse des Nutzers anpassen und trägt so zur maximalen Selbstständigkeit und Mobilität im Alltag bei. Ein Aktivrollstuhl ist außerdem ansprechender, leichter, wendiger und einfacher vom Patienten zu fahren als ein anderes, oben genanntes Modell.

Der Aktivrollstuhl ist in einer faltbaren Version oder mit einem starren Rahmen erhältlich. Der größte Vorteil des Faltrollstuhls ist eindeutig seine platzsparende Größe - vor allem, wenn er transportiert werden soll. Der Starrrahmenrollstuhl ist dagegen wesentlich leichter, verwindungssteifer und sportlicher zu fahren.

Egal für welchen Rollstuhl Sie sich entscheiden, wenn er als medizinisches Hilfsmittel angeschafft werden soll, benötigen Sie eine Verordnung Ihres Arztes. Besorgt und angepasst wird der geeignete Rollstuhl dann durch Ihr Sanitätshaus.

Haben Sie Fragen zum Aktivrollstuhl? Können wir Sie bei der Beschaffung eines geeigneten Rollis unterstützen?

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