Die Krankheit mit den 1000 Gesichtern

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Multiple Sklerose ist eine der vielfältigsten Krankheiten der Welt. Die chronisch-entzündliche Krankheit betrifft das Nervensystem und kann sehr unterschiedlich verlaufen. Bislang lässt sich die Krankheit nicht heilen, dafür aber gut behandeln. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Betroffene, ihren Alltag bedarfsgerecht zu gestalten und ihre Mobilität zu erhalten.

Von Multipler Sklerose sind weltweit ca. 2,5 Millionen Menschen betroffen. 70% der Erkrankten sind Frauen. Die Ursache der Krankheit ist ungeklärt, auch wenn es einige überzeugende Theorien gibt. Generell wird vermutet, dass verschiedene Faktoren den Ausbruch der Krankheit begünstigen. Dazu zählen neben Erbanlagen auch Umweltfaktoren wie das Klima. In kälteren Klimazonen kommt MS am häufigsten vor. In Deutschland sind rund 200.000 Menschen betroffen.

Der Verlauf der Krankheit ist generell unvorhersehbar

Im Gegensatz zu anderen Krankheiten kann man den Verlauf der Krankheit nicht allgemein beschreiben oder vorhersehen. Am häufigsten tritt MS im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. Dann beginnt sie häufig in Schüben.

Als Schübe bezeichnet man episodische Krankheitssymptome, die sich nach einem gewissen Zeitraum wieder zurückentwickeln. Durch die Erkrankung des Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) können die Krankheitssymptome sehr vielfältig ausfallen; dies gilt nicht nur für die reine Symptomatik, sondern auch für die Schwere der Ausprägung sowie den zeitlichen Verlauf.

Nach ca. zehn Jahren beginnen die Schübe in fortschreitende Funktionsstörungen überzugehen. In seltenen Fällen beginnt der chronische Verlauf von Beginn an. Die Krankheit ist mit medikamentöser Therapie gut zu behandeln.

Bei einem akuten Schub zum Beispiel kann dem Betroffenen entzündungshemmende Medikamente intravenös verabreicht werden, um den Schub einzudämmen. Aber auch eine gesunde Lebensweise sowie spezielle Therapien, die auf die individuellen Symptome abgestimmt sind (Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie usw.) können als zusätzliche Maßnahmen das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen.

Multiple Sklerose bedeutet nicht zwangsläufig den Verlust der Mobilität

Der Verlust der Mobilität und damit der Selbstständigkeit ist für viele MS-Erkrankte eine der größten Ängste. Durch die guten Behandlungsmöglichkeiten führt die Krankheit nur in 5% der Fälle in wenigen Jahren zu einer schweren Behinderung. Trotzdem sind Gehstörungen in verschiedenen Formen immer möglich, da die Krankheit das Nervensystem schädigt und damit die Kommunikation des Körpers stört.

Ist die betroffene Person doch auf einen Rollstuhl angewiesen, ist dies schon lange kein Grund mehr, sein Leben vollumfänglich einschränken zu müssen. Mithilfe von Aktivrollstühlen, Elektromobile oder gar Stehrollstühlen kann der Alltag (nach einer Eingewöhnungszeit) oft problemlos gemeistert werden.

Adaptiv-/Aktivrollstühle

Aktivrollstühle werden individuell auf den Körper und die Bedürfnisse der Person angepasst. Sie sind besonders leicht und wendig und eignen sich deswegen besonders für aktive Rollstuhlfahrer:innen. Durch verstellbare Rückenwinkel und Sitzhöhen kann der Rollstuhl immer der jeweiligen Situation angepasst werden.

Elektromobile

Besonders leicht zu bedienen sind Elektro-Scooter. Gerade bei fortgeschrittener Krankheit können die leichte Handhabung und die komfortable Sitzmöglichkeit eine gute Alternative zum Rollstuhl sein.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h ist man zügig und sicher unterwegs.

Stehrollstühle

Durch elektrische Stehrollstühle bekommen Betroffene die Chance wieder aufrecht zu stehen. Dies bedeutet vielerlei körperliche Vorteile wie eine verbesserte Atmung oder einen verbesserten Blutfluss. Außerdem bietet der Stehrollstuhl die Möglichkeit, wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Interaktion mit anderen Menschen wird erleichtert und somit auch die Integration.

Das Nervensystem ist an allen Vorgängen, die in unserem Körper stattfinden, beteiligt. Durch die Schädigung des zentralen Nervensystems kommt es auch zu anderen Komplikationen, wie zum Beispiel die neurogene Blasenfunktionsstörung. Dabei ist sowohl häufiger Harndrang, unkontrollierter Harnverlust als auch ein Harnverhalt möglich. Folgende Störungsmuster sind möglich:

Detrusor-Hyperreflexie

Die Folge einer überaktiven Blase sind häufiger Harndrang, Inkontinenz und dadurch entstehend Einnässen. Schon bei wenig Inhalt fühlt sich die Blase voll an. Der Körper reagiert auf dieses Gefühl und kann den Inhalt viel kürzer speichern als üblich.

Detrusor-Hyporeflexie

Bei der unteraktiven Blase leiden die Betroffenen oft unter einer verzögerten Entleerung der Blase. Oft verbleibt Restharn in der Blase, was zu Entzündungen führen kann. Außerdem kommt es zu längerem Nachträufeln und eher kleinere Mengen an Harn bei der Entleerung.

Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie

Wenn Austreibermuskulatur und Blasenschließmuskel nicht richtig miteinander kommunizieren (können) spricht man von einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie. Es kommt zu erhöhtem Harndrang, verzögerte und nicht vollständige Blasenentleerung und Inkontinenz.

Wissen ist Macht

Für Betroffene und Angehörige sind ausreichende Kenntnisse über die Krankheit unabdingbar. Sowohl Kenntnisse über Multiple Sklerose als auch der Austausch mit anderen Betroffenen und/oder Angehörigen kann bei der Bewältigung der Krankheit unterstützen. Bei der Suche nach Selbsthilfegruppen hilft der Landesverband der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft:

 

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