Ab wann ist ein Mensch pflegebedürftig? Wer legt das eigentlich fest? Da jeder Patient zwar individuell in seinen Fähigkeiten betrachtet werden muss, es aber trotzdem Indikatoren geben sollte, um ein System zur Pflegebedürftigkeit zu entwickeln, wurden Fragebögen wie der zu Barthel-Index entwickelt. Was steckt dahinter?
Angewendet wird der Barthel oder abgekürzt BI im Bereich der Geriatrie (der Altersmedizin) und der Rehabilitaltion, um systematisch die grundlegenden Alltagsfunktionen zu erfassen. Dieses sogenannte Assessment ist wichtig, um eine erste Übersicht darüber zu gewinnen, was die Person noch selbständig leisten kann.
Allerdings hält der BI auch immer mehr in Arztpraxen Einzug, zum Beispiel, wenn es um das Entlassungsmanagement geht. Dies betrifft den Übergang eines Patienten von der Klinik in die häusliche Umgebung: Der Barthel-Index kann dann für die Feststellung des Bedarfs an Pflege zu Hause genutzt werden. Somit ist er auch ein Instrument zur Einteilung in eine Pflegestufe.
Da er der Pflegeanamnese dient, dreht sich bei diesem Fragebogen natürlich alles um die Tätigkeiten, die zu den Alltagsbedürfnissen gehören, wie Essen, Ankleiden, Körperpflege und die Toilettenbenutzung. Entwickelt wurde das Verfahren bereits 1965 von der Ärztin Mahoney und der Physiotherapeutin Barthel zum einen, um den Bedarf an Unterstützung zunächst mit Kennzahlen zu erfassen, zum anderen aber auch anhand dieser Kennzahlen nach einer gewissen Zeit eine Verbesserung oder Verschlechterung festzustellen.
Mit Hilfe eines Fragebogens bestimmt man den Umfang der Selbständigkeit der Patienten bei "Aktivitäten des täglichen Lebens". Der Arzt oder das Pflegepersonal vergeben nach Abfrage je Kategorie von 0 bis 15 Punkte.
Die Interpretation des Ergebnisses ergibt sich wie folgt:
Funktion | Punkte |
---|---|
Essen Unfähig, allein zu essen |
0 |
Baden Abhängig von fremder Hilfe |
0 |
Körperpflege (Rasieren, Kämmen, Zähneputzen) Abhängig von fremder Hilfe |
0 |
An- und Auskleiden (einschließlich Schuhe binden, Knöpfe schließen) Unfähig, sich allein an- und auszuziehen |
0 |
Stuhlkontrolle Inkontinent |
0 |
Urinkontrolle Inkontinent |
0 |
Toilettenbenutzung Abhängig von fremder Hilfe |
0 |
Bett- bzw. Stuhltransfer Abhängig von fremder Hilfe, fehlende Sitzbalance |
0 |
Mobilität Immobil bzw. Strecke < 50 m |
0 |
Treppensteigen Unfähig, allein zu Treppen zu steigen |
0 |
Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Barthel-Index
Der Index für Früh-Reha bezieht sich auf sehr schwer behinderte Patienten, die unter Umständen auch beatmet werden müssen. Dabei werden diese bei der Beatmung beobachtet, bei Schluckstörungen überwacht und bei intensivmedizinischen Maßnahmen kontrolliert.
Der erweiterte Barthel-Index erfasst die kognitiven Fähigkeiten:
Das sich diese Pflegeanamnese nur auf sehr ausgewählte Bereiche bezieht, ist der Aussagewert beschränkt. Denn selbst wenn ein Patient 100 Punkte erreicht, ist damit noch nicht gesagt, dass er sein Leben völlig selbständig meistern kann - sondern lediglich die abgefragten Bereiche. Das Verfahren hat sich zwar in der Gewinnung fester Kennzahlen bewährt, kann jedoch nicht den individuellen Pflegebedarf eines Menschen komplett erfassen. Bereits die unscharf formulierten Kriterien wie "braucht etwas Hilfe" sind dehnbar und werden je nach beurteilter Fachkraft unterschiedlich eingeschätzt. Somit sagt der Index nur etwas über die mögliche qualitative Unterstützung für den Patienten aus, nicht über die quantitative.
Der Barthel-Index ist ein Instrument zur Erfassung des Pflegebedarfs mit dem Schwerpunkt der Alltagskompetenzen.Zur Anwendung kommt er sowohl in der Geriatrie als auch im Bereich Reha. Anhand eines Fragebogens kann eine erste Übersicht darüber gewonnen werden, wie pflegebedürftig ein Patient ist und wie selbständig er seinen Alltag noch meistern kann. Zudem kann er Grundlage zur Gewährung einer Pflegestufe sein. Mit dem Barthel-Index ist es allerdings nicht möglich, die individuelle Situation eines jeden Pflegebedürftigen komplett zu erfassen.
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