Bei Morbus Parkinson und Multipler Sklerose kann das Sprechen den Betroffenen irgendwann schwer fallen - auch für Angehörige eine Herausforderung. Elektronische Kommunikationshilfen helfen Ihnen dann im Umgang mit Ihren Angehörigen. Wir stellen Ihnen die Möglichkeiten dieser Kommunikationshilfen vor.
Warum sind Patienten mit Morbus Parkinson und Multipler Sklerose eventuell auf elektronische Kommunikationshilfen angewiesen? Wie kann unterstützte Kommunikation die Auswirkungen dieser Erkrankungen ausgleichen?
Unterschieden wird Morbus Parkinson in zwei Arten: einerseits das idiopathische Parkinson-Syndrom, bei dem die Ursache der Erkrankung nicht bekannt ist. Durch das Absterben von Neuronen im Hirnstamm wird die Produktion von Dopamin eingeschränkt - ein wichtiger Stoff für die Informationsübertragung im Gehirn.
Die zweite Art ist das symptomatische Parkinson-Syndrom, welches beispielsweise durch Verletzungen, Entzündungen, Drogenmissbrauch oder andere schädliche Einflüsse auftreten kann.
Beide Arten haben eines gemeinsam - die auftretenden Symptome. Anfangs leiden Patienten lediglich unter Rückenschmerzen, Schlafstörungen und Müdigkeit. Dann können die typischen Anzeichen folgen: langsame Bewegungen, eine steife Muskulatur, einhergehend mit Gangunsicherheiten und einer instabilen Haltung. Außerdem tritt ein Zittern auf, welches die Erkrankung auch für Außenstehende sichtbar werden lässt. Die Rede ist hier vom sogenannten Tremor.
Durch die zunehmende Versteifung der Muskulatur und die nicht mehr richtig funktionierende Informationsübertragung im Gehirn wird mit der Zeit auch das Sprechen immer schwieriger. Hinzu kommt eine leisere und monotone Stimme. Schluckstörungen gehören zu den Veränderungen im Kehlkopfbereich ebenfalls dazu.
An dieser Stelle greifen elektronische Kommunikationshilfen. Diese alternativen Kommunikationsmittel ergänzen in schlechteren Phasen der Erkrankung das Sprechen und helfen dem Patienten dabei, seine Grundbedürfnisse zu äußern.
Zu den Kommunikationshilfen zählen zum Beispiel:
Leider ist Morbus Parkinson nicht heilbar. Aber mit diesen elektronischen Kommunikationshilfen, Medikamenten und anderen Pflegehilfsmitteln kann die Erkrankung hinausgezögert, bzw. der Umgang mit ihr vereinfacht werden.
Auch bei Multipler Sklerose - kurz MS - leiden die meisten Patienten zunehmend unter Problemen beim Sprechen. Grund dafür ist die fortschreitende Zerstörung der Nervenzellen, die sich insgesamt auf die Informationsübertragung im Gehirn und die Bewegungsabläufe des Körpers auswirkt.
MS-Patienten haben häufig ein Taubheitsgefühl in Armen und Beinen, schnelle Bewegungen sind kaum bis gar nicht mehr möglich und auch die Sehkraft nimmt ab. Probleme bei der Blasen- und Darmentleerung sowie sexuelle Störungen können ebenfalls auftreten.
Neben elektronischen Kommunikationshilfen gibt es auch für Patienten mit Multipler Sklerose zahlreiche Hilfsmittel, die den Umgang mit der Erkrankung erleichtern. Sowohl bei Ihrem behandelnden Arzt als auch im Sanitätshaus können Sie sich hierzu genauer beraten lassen.
Inzwischen gibt es zahlreiche Arten elektronischer Kommunikationshilfen. Um die passende zu wählen, sind die motorischen und kognitiven Fähigkeiten des Patienten entscheidend. Sogar bei einem sehr geringen Bewegungsspielraum können inzwischen Hilfsmittel für Behinderte eingesetzt werden, die beispielsweise nur mit den Augen gesteuert werden.
Es gibt darüber hinaus sogenannte Hilfsmittel zur Kommunikationsanbahnung. Diese bestehen aus einer großen Taste, die Sie mit verschiedenen Funktionen belegen können: Kleine Texte, Lieder oder ähnliches lassen sich aufnehmen und per Tastendruck abspielen. So gelingt es dem Patienten, auf sich aufmerksam zu machen und bestimmte Sätze abzuspielen (z.B. das Äußern eines Bedürfnisses, "Danke", "Guten Tag" usw.).
Des Weiteren gibt es elektronische Kommunikationshilfen mit Symboltafeln und Sprachausgabe. Der Patient drückt eine der Tafeln, und das Gerät übernimmt das Sprechen. So wird dem Patienten ermöglicht, relativ gezielt zu kommunizieren.
Beispiele für die Symbole sind: ein Glas Wasser, ein Apfel, Schlafen, Essen, Richtungssymbole und Größensymbole.
In erweiterter Form gibt es diese Tafeln als Geräte mit Touchscreen, über die der Patient noch weitaus individueller und konkreter kommunizieren kann.
Welche elektronische Kommunikationshilfe für Sie oder Ihren Angehörigen die geeignete ist, lässt sich am besten in einem Beratungsgespräch in Ihrem Sanitätshaus herausfinden. Hierbei wird berücksichtigt, wie weit fortgeschritten die jeweilige Erkrankung ist, bzw. wie gut der Patient noch verbal kommunizieren kann. Mit einer individuellen Kommunikationshilfe gewinnt der Patient schließlich erheblich an Lebensqualität.
Leider übernimmt die Krankenkasse nicht "einfach so" jede Art von Kommunikationshilfe. Manch einem Patienten wird geraten, sich mit dem Minimum (quasi dem Basis-Gerät) zufrieden zu geben - und das, obwohl Kommunikation ein wesentlicher Teil des sozialen Miteinanders und von Lebensqualität ist.
Wichtig zu wissen: Patienten haben den gesetzlichen Anspruch auf die Kostenübernahme einer elektronischen Kommunikationshilfe. Entscheidend hierbei ist jedoch, dass diese Kommunikationshilfe auch tatsächlich als Hilfsmittel anerkannt wird und nicht als bloßer Gebrauchsgegenstand.
Hilfreich bei der Beantragung ist, dass Sie auf das "technisch Machbare" bestehen. Das bedeutet: Wenn es möglich ist, die Beeinträchtigung weitestgehend auszugleichen, dann sollte Ihnen auch das hierfür notwendige Gerät zur Verfügung gestellt werden.
So individuell wie ein Krankheitsverlauf ist auch der Bedarf eines Patienten an Hilfsmitteln. Bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson und Multipler Sklerose wird zunehmend auch das Sprachzentrum beeinträchtigt. Dann können elektronische Kommunikationshilfen den Patienten dabei unterstützen, seinen Angehörigen und Pflegern gegenüber Bedürfnisse zu äußern.
Wichtig ist, dass Sie gegenüber der Krankenkasse darauf bestehen, finanzielle Unterstützung zu erhalten. Dabei haben Sie nicht nur Anspruch auf ein Basis-Gerät. Die elektronische Kommunikationshilfe soll Beeinträchtigungen in Stimme und Sprache so weit wie möglich ausgleichen und somit als notwendiges Hilfsmittel anerkannt werden. Fragen Sie gern bei uns nach den Möglichkeiten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit elektronischen Kommunikationshilfen gemacht? Was wünschen Sie sich als Patient oder Angehöriger in puncto technischer Entwicklung und Kostenübernahme durch die Krankenkasse? Schreiben Sie gerne einen Kommentar!