Spina bifida Therapie: Wie wird ein offener Rücken behandelt?

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Ein offener Rücken beim Baby wirft viele Fragen auf: Wird das Kind normal gehen können? Gibt es kognitive Einschränkungen? Lässt sich die Fehlbildung der Wirbelsäule behandeln? Hier lesen Sie mehr zur Spina bifida, wie es dazu kommen kann und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.

Was ist Spina bifida?

Eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks wird Spina bifida genannt (zu deutsch: gespaltenes Rückgrat). Auch unter dem Begriff "offener Rücken" ist dieser Defekt bekannt, der in unterschiedlichen Schweregraden auftreten kann.

Nach Herzfehlern handelt es sich um die zweithäufigste angeborene Fehlbildung. Beim Embryo entwickeln sich Wirbelsäule und Rückenmark aus dem Neuralrohr, weshalb bei der Spina bifida von einem sogenannten Neuralrohrdefekt die Rede ist.

Normalerweise bilden sich aus dem Neuralrohr beim Embryo später sowohl die Wirbelsäule als auch das Rückenmark. Im Falle einer Spina bifida verschließt sich das Neuralrohr nicht richtig - daher auch der Name der Fehlbildung. Rückenmarkshäute, Nerven und/oder Teile des Rückenmarks wölben sich wie ein kleines Säckchen hervor, was häufig beim Ultraschall schon zu erkennen ist. Dabei ist der Rücken nicht wirklich offen, sondern es bildet sich eine Art Blase (ähnlich einer Zyste).

Zwei Formen: Spina bifida occulta und Spina bifida aperta

Es gibt zwei Formen der Spina bifida, von denen die eine kaum Auswirkungen hat (occulta), die andere hingegen schon (aperta). Was ist der Unterschied?

Spina bifida occulta

Zu deutsch der "verborgene" Spaltwirbel. Bei dieser leichten Ausprägung der Spina bifida sind nur die Wirbelbögen gespalten, das Rückenmark ist hingegen nicht betroffen. Neurologische Ausfälle kommen dabei nicht vor. Tatsächlich kommt Spina bifida occulta sogar relativ häufig vor, wird jedoch in vielen Fällen aufgrund der nicht auftretenden Auswirkungen gar nicht erkannt.

Spina bifida aperta

Der "offene" Spaltwirbel hat hingegen merkliche Auswirkungen. Die Wirbelbögen, Rückenmarkshäute und/oder Teile des Rückenmarks und der Nerven sind betroffen und stülpen sich sackartig nach außen.

Bei einer besonders schweren Ausprägung fallen zusätzlich Teile des Rückenmarks und des Nervengewebes nach außen vor. In der Höhe des offenen Rückens sind in der Regel die Nerven beeinträchtigt, im schlimmsten Fall kann es durch die Spina bifida aperta zur Querschnittslähmung kommen.

Was ist die Ursache der Spina bifida?

Die oben beschriebene Verschlussstörung des Neuralrohrs löst die Erkrankung aus. Warum es dazu kommt, ist jedoch noch nicht vollständig bekannt. Zu der Fehlbildung entsteht meistens schon in der dritten bis vierten Schwangerschaftswoche, wenn sich das zentrale Nervensystem noch im Frühstadium befindet.

Ein Mangel an Folsäure (Vitamin B9) bzw. eine Störung des Folsäurestoffwechsels bei der werdenden Mutter gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Spina bifida. Ebenso steigt das Risiko für einen offenen Rücken um etwa ein Prozent bei Frauen, die aufgrund einer Epilepsie Antiepileptika einnehmen. Außerdem vermuten Experten, dass ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus in den frühen Phasen der Schwangerschaft nicht unerheblichen Einfluss haben kann.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Fieber in einer frühen Phase der Schwangerschaft
  • Fettleibigkeit (Adipositas) der werdenden Mutter
  • genetische Voraussetzungen: Das Risiko für ein Kind, mit Spina bifida auf die Welt zu kommen, steigt um etwa 40 Prozent, wenn bereits ein Kind mit offenem Rücken zur Welt gekommen ist.

Spina bifida Symptome: Welche Auswirkungen hat der offene Rücken?

Die Symptome einer Spina bifida können sehr unterschiedlich ausfallen. Auch ist von der Ausprägung der Fehlbildung abhängig, ob überhaupt Symptome auftreten. Wie stark die Symptomatik im Bereich der Wirbelsäule ausgeprägt ist, hängt von der Lage der Spaltbildung ab (beispielsweise Brust- oder Lendenwirbel) und davon, ob sich Teile des Rückenmarks und der Nerven sackförmig hervorgewölbt haben oder nicht.

Bei der "verborgenen" Spina bifida occulta treten häufig gar keine Symptome auf, sodass die Fehlbildung in vielen Fällen unentdeckt bleibt.

Je nach Ausprägung einer Spina bifida aperta kann diese hingegen geringe bis sehr starke Symptome haben. Die folgenden Symptome können bei einer Spina bifida aperta auftreten:

  • leichte Beeinträchtigung der Gehfähigkeit
  • Sehr geringe bis keine Schmerzempfindung
  • Fehlbildungen im Skelettsystem und infolgedessen Verkrümmungen oder Gelenkfehlstellungen (wie beispielsweise der Klumpfuß)
  • Lähmungen der Muskel-, Magen- und/oder Darmfunktionen
  • Harnwegsinfekte und Entleerungsstörungen der Blase (Durchlaufblase, Inkontinenz usw.)
  • Querschnittslähmung

Bei einer besonders schweren Ausprägung der Spina bifida kann diese verbunden sein mit der sogenannten Chiari-Fehlbildung: Die Aussackung des Rückenmarks führt zu einer fehlerhaften Zirkulation der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit. Infolgedessen kann ein Wasserkopf auftreten, der zu Teilleistungsstörungen führen kann, wie beispielsweise einer Rechenschwäche. Auch epileptische Anfälle können auftreten.

Die geistige Entwicklung eines Neugeborenen mit Spina bifida verläuft in der Regel normal. Nur wenn es gleichzeitig zu Fehlbildungen des Gehirns gekommen ist, sind gezielte Fördermaßnahmen notwendig.

Spina bifida Therapie: Was ist möglich?

Die Behandlung der Spina bifida richtet sich nach Art und Ausmaß der Fehlbildung.

Die Spina bifida aperta wird meist direkt nach der Geburt behandelt, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Bei einer mikrochirurgische Operationen innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt können Rückenmark und Nerven geschützt und die Überlebenschancen bei einer ausgeprägten Fehlbildung erheblich verbessert werden.

Physiotherapie und orthopädische Hilfsmittel

Sowohl Krankengymnastik bzw. Physiotherapie als auch orthopädische Hilfsmittel sind hilfreich, um Gelenkdeformierungen infolge eines offenen Rückens entgegenzuwirken. Beispielsweise mit einem Korsett oder speziell angefertigten Orthesen sollen die eingeschränkten Funktionen möglichst ausgeglichen werden.

Beim Sanitätsfachhändler können verschiedene orthopädische Hilfsmittel maßangefertigt werden. Darunter zum Beispiel Orthesen für Arme, Beine, Füße oder Rumpf, Prothesen, Sitzschalen für Kinder und Stehgeräte, Einlagen sowie spezielle orthopädische Maßschuhe. Gehhilfen und/oder ein Rollstuhl erhalten ebenfalls die Mobilität trotz Spina bifida, ebenso wie ein Aktivrollstuhl.

So können Hilfsmittel aus der Orthopädietechnik von Beginn an den Bewegungsapparat unterstützen und gleichzeitig Verformungen bedingt durch die Spina bifida ausgleichen. Zwar ist bei vielen Patienten eine lebenslange medizinische Betreuung notwendig, jedoch können Mobilität und Lebensqualität so erheblich verbessert werden.

Lässt sich ein offener Rücken vorbeugen?

Da ein Folsäuremangel bei der werdenden Mutter als einer der größten Risikofaktoren für eine Spina bifida gilt, raten viele Ärzte bei einer geplanten oder bereits bestehenden Schwangerschaft, Folsäure einzunehmen.

Auch über die Nahrung kann bereits viel Folsäure aufgenommen werden. Lebensmittel mit viel Folsäure sind beispielsweise

  • Roggen- und Haferflocken,
  • Spinat,
  • Grünkohl, Weißkohl und Rosenkohl,
  • Spargel,
  • Endivien- und Feldsalat,
  • Weintrauben,
  • Erdbeeren,
  • Apfelsinen,
  • Erdnüsse, Haselnüsse und Walnüsse,
  • Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen.

Jedoch ist es wichtig zu wissen, dass sich eine Spina bifida nicht zu 100 Prozent vorbeugen lässt. Wenn es in der Familie schon einmal zu dem Neuralrohrdefekt gekommen ist, wird sogar eine höhere Menge an Folsäure zur Einnahme empfohlen.

Fazit zu Spina bifida und Therapiemöglichkeiten

Die Spina bifida - auch "offener Rücken" - ist nach Herzfehlern die zweithäufigste angeborene Fehlbildung. Werdenden Müttern wird häufig empfohlen, schon vor und auch während der Schwangerschaft Folsäure einzunehmen, da ein Folsäuremangel als einer der größten Risikofaktoren für eine Spina bifida gilt.

Beim Embryo bilden sich normalerweise Wirbelsäule und Rückenmark aus dem Neuralrohr. Bei einer Spina bifida schließt jedoch dieses Neuralrohr nicht richtig, sodass sich ein kleines Säckchen bildet, in dem Teile des Rückenmarks, der Rückenmarkshäute und Nerven hervor wölben.

Je nach Ausprägung dieser Fehlbildung kann der offene Rücken verschiedene Auswirkungen haben: von einer leichten Beeinträchtigung der Gehfähigkeit, über Gelenkfehlstellungen bis hin zur Querschnittslähmung.

Mit orthopädischen Hilfsmitteln und gezielter Krankengymnastik können durch die Spina bifida bedingte Fehlstellungen ausgeglichen werden. Orthesen und Einlagen, aber auch ein Aktivrollstuhl und andere Gehhilfen helfen, die Muskulatur zu stützen und die Lebensqualität zu erhalten. Im Sanitätshaus können orthopädische Hilfsmittel dieser Art maßangefertigt werden.

Haben Sie Fragen zur Spina bifida oder zur Therapie mit orthopädischen Hilfsmitteln? Kontaktieren Sie uns gerne oder schreiben Sie einen Kommentar!

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