Brustprothese nach Brustkrebs: Alles, was Sie wissen müssen

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Brustkrebs ist die häufigste Form der Krebserkrankung bei Frauen. Auch wenn heute in den meisten Fällen eine brusterhaltende Therapie möglich ist, bleibt manchmal nur die Brustamputation als lebensrettende Maßnahme. Wie eine Brustprothese Ihnen aus medizinischer, ästhetischer und seelischer Sicht helfen kann, erfahren Sie hier.

Brustkrebs: Häufigkeit und Behandlung

Brustkrebs (das sogenannte Mammakarzinom) macht bei Frauen etwa 30 Prozent aller Krebserkrankungen aus: Etwa jede achte bis zehnte Frau erkrankt in ihrem Leben einmal daran. Am höchsten ist das Risiko im Alter von 40 bis 50 Jahren. Zwar handelt es sich beim Brustkrebs um die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, jedoch in der Regel nicht um die gefährlichste. Häufig kann die Erkrankung heute mit Medikamenten, durch Strahlentherapie oder durch eine Teilentnahme des Brustgewebes behandelt werden - ist die Größe des Tumors im Verhältnis zur Brust jedoch zu groß, bleibt als letzte Möglichkeit der Heilung nur die vollständige Brustamputation (Mastektomie).

Vor allem am Anfang ist es nie leicht, mit dem Verlust eines Körperteils umzugehen - schon gar nicht, wenn es sich dabei um ein für Frauen so wichtiges Körperteil wie die Brust handelt.

Die Folgen einer Brustkrebserkrankung

Eine Krebserkrankung ist immer auch eine traumatische Erfahrung, die sowohl körperliche als auch seelische Spuren hinterlässt. Daher ist es ganz gleich, ob eine Brustamputation die letzte Heilungsmöglichkeit darstellt, oder ob eine Frau sich freiwillig dafür entscheidet, um das Risiko einer erneuten Krebserkrankung zu minimieren: Sie bringt stets eine gravierende körperliche Veränderung mit sich, die in den meisten Fällen zugleich enorme Auswirkungen auf die Psyche, vor allem auf das eigene Selbstwertgefühl und das Gefühl der Weiblichkeit hat. Denn die Brust wird als das zentrale Symbol der Weiblichkeit gesehen.

Abgesehen von der ohnehin schon schwierigen Krankheitssituation sehen sich Frauen nach einer Brustamputation daher häufig auch noch mit keinesfalls einfachen Fragen konfrontiert, wie beispielsweise: "Bin ich mit diesem veränderten Aussehen noch attraktiv?" oder "Wie werden andere Menschen auf das fehlende Körperteil reagieren?".

Sich an ein verändertes Körperbild zu gewöhnen ist nicht leicht. Zudem wollen die meisten Frauen nicht, dass der Verlust einer Brust in der Öffentlichkeit erkennbar wird - und das muss er auch nicht. Niemand muss Ihnen Ihre (zurückliegende) Krebserkrankung ansehen. Sie sollten sich jedoch schon möglichst früh, am besten schon vor der Operation, damit auseinandersetzen, wie es danach weitergehen soll.

Brustkrebs: Brustaufbau oder äußere Brustprothese?

Denn es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Möglichkeiten, damit man Ihnen eine Brustentfernung nicht ansieht: Eine Brustrekonstruktion (den Wiederaufbau der Brust) oder das Tragen einer äußeren Brustprothese, auch Brustepithese genannt.

Eine Brustrekonstruktion kann mit einer autologen Methode - des Aufbaus durch Eigengewebe - oder einer heterologen Methode - durch das Einsetzen eines Implantates - erfolgen. Es gibt jedoch Gründe, durch die eine solche Rekonstruktion der Brust nicht möglich ist oder zu risikobehaftet wäre. Zudem möchte auch gar nicht jede Frau eine solche Rekonstruktion vornehmen lassen.

In diesen Fällen stellt das Tragen einer äußeren Brustprothese eine Alternative dar. Auch mit einer solchen Prothese ist die Entfernung einer Brust (oder beider Brüste) und damit auch Ihre Erkrankung nicht länger sichtbar. Deshalb kann Ihnen eine Brustprothese dabei helfen, Ihr Selbstwertgefühl und Gefühl der Weiblichkeit zu stärken und Ihnen die Teilnahme am öffentlichen, sozialen Leben enorm erleichtern. Außerdem können Sie nach einer Teilamputation auch eine Teilprothese tragen: Diese dient dann dazu, den Volumenunterschied auszugleichen, der im Vergleich zur gesunden Brust besteht.

Was ist eine äußerliche Brustprothese bzw. Brustepithese?

Bei einer Brustepithese handelt es sich um eine Brustprothese aus Silikon. Epithesen sind in verschiedenen Größen und Formen (beispielsweise oval oder rund) erhältlich. Sie werden in der Regel in einen speziellen Prothesen-BH eingelegt. Alternativ gibt es selbsthaftende Brustepithesen, die mit Hilfe von Haftstreifen direkt auf der Haut befestigt werden. Beide Varianten stellen eine natürliche Körpersilhouette wieder her, so dass äußerlich kein Unterschied zu einer gesunden Brust mehr erkennbar ist.
Brustprothesen können auch aus Schaumstoff oder textilem Gewebe bestehen. Silikon ist jedoch aus einem ganz bestimmten Grund das am häufigsten verwendete Material: Es ist nicht nur gut verträglich, sondern in seinen Eigenschaften, der Konsistenz und dem Schwingungsverhalten, dem natürlichen Brustgewebe am ähnlichsten. Deshalb wird Silikon auch für Brustimplantate verwendet.

Das sind die Vorteile einer Brustprothese:

Ästhetische Aspekte:

Eine Brustprothese bewirkt in erster Linie einen ästhetischen bzw. optischen Ausgleich: Mit einer individuell auf Ihren Körper abgestimmten Epithese ist es nicht mehr möglich, den Unterschied zwischen einer normalen Brust und der Prothese zu erkennen. Zudem entspricht eine qualitativ hochwertige Brustprothese auch in ihren Eigenschaften recht naturgetreu einer echten Brust: Das heißt, sie verfügt über ein natürliches Bewegungsverhalten, wird beispielsweise im Liegen flacher oder wippt beim Gehen.

Um einen guten optischen Ausgleich zu erzielen, ist es wichtig, dass Sie sich für die Auswahl der Prothese Zeit nehmen. Lassen Sie sich in Ruhe in Ihrem Sanitätshaus über die unterschiedlichen Brustprothesen und deren Passformen informieren - am besten sogar schon vor der OP. Oftmals ist es auch möglich, eine Prothese individuell anpassen und anfertigen zu lassen.

Medizinische und orthopädische Aspekte:

Das Tragen einer Brustprothese sorgt jedoch nicht nur für einen optischen Ausgleich, es ist auch aus medizinischer bzw. orthopädischer Perspektive überaus sinnvoll. Denn muss durch den Brustkrebs nur eine Brust entfernt werden, gerät dadurch die natürliche Statik des Körpers aus dem Gleichgewicht - zunehmend mit der Größe der Brust. Es entsteht also eine ungleiche Belastung, eine Asymmetrie des Körpers. Dadurch wiederum kann es häufig zu Rücken-, Schulter- oder Nackenschmerzen sowie zu Haltungsschäden kommen: Allesamt vermeidbare Beschwerden, die Sie nicht zusätzlich belasten sollten.

Eine Brustprothese sorgt für den nötigten Gewichtsausgleich, sie stellt die körperliche Symmetrie wieder her. Die Belastung, vor allem der Schultern, wird also wieder ausgeglichen. So können sowohl die genannten Beschwerden, als auch eventuelle Folgeschäden vermieden werden.

Damit wird auch die enorme Bedeutung einer individuell auf den eigenen Körper abgestimmten Brustprothese deutlich. Lassen Sie sich daher unbedingt individuell in Ihrem Sanitätshaus über eine Prothese beraten, welche über die für Sie optimale Passform und das Ausgleichsgewicht verfügt.

Wichtig zu wissen für Ihre Gesundheit:

  • Es sind im Gegensatz zu einer Brustrekonstruktion keine weiteren Operationen notwendig.
  • Sie können sich auch mit einer Brustprothese ganz normal und uneingeschränkt bewegen. Auch Sport treiben oder schwimmen ist problemlos möglich.

Der einzige Nachteil einer Brustepithese besteht darin, dass sie den Verlust einer Brust immer nur im bekleideten Zustand optisch ausgleichen kann.

Von der Operation zur Brustprothese: Die ersten Schritte

Schon nach der Operation beginnt im Krankenhaus die Versorgung mit einer Erstprothese. Dabei handelt es sich um eine besonders leichte Prothese, die beispielsweise aus einer speziellen Watte oder aus Schaumstoff besteht. Diese sollte in den ersten vier bis sechs Wochen nach der OP getragen werden, um das noch frische Narbengewebe zu schonen, bis es richtig verheilt ist. Außerdem kann eine solche Erstprothese während der eventuell notwendigen Strahlentherapie getragen werden. Im Gegensatz zu endgültigen Brustepithesen bewirken diese Erstprothesen jedoch nicht den für den Körper so essentiellen Gewichtsausgleich.

Deshalb sollte sobald das Narbengewebe verheilt ist, auf die richtige Brustprothese umgestiegen werden. Wichtig ist, dass die Passform nicht nur optisch, sondern auch vom Tragekomfort her zu Ihnen passt. Ihr Sanitätshaus kann Ihnen bei der Auswahl der Brustprothese nicht nur im Bezug auf richtige Passform, Optik und Gewicht weiterhelfen. Unsere Mitarbeiterinnen besprechen auch weitere wichtige Entscheidungsfaktoren mit Ihnen. Darunter fallen beispielsweise: die Art der Operation, der Therapiestand (ist eine weitere Bestrahlung oder Chemotherapie nötig?) oder Begleiterkrankungen.

Tipp: Oft ist es hilfreich zu dem Beratungstermin im Sanitätshaus eine Begleitung mitzunehmen, beispielsweise Ihren Partner oder eine gute Freundin. Denn ein Mensch, der Ihnen nahe steht, weiß oft am besten, was gut zu Ihnen passt. So kann er oder sie bei der Auswahl der optimalen Prothesenform die fachliche Beratung des Sanitätshauses noch zusätzlich unterstützen. Außerdem kann es helfen, Ihr Lieblingsoberteil zu dem Beratungstermin mitzunehmen. So können Sie testen, ob Ihnen die Passform der Prothese wirklich zusagt oder Sie doch eine andere bevorzugen.

Besonderheiten: selbsthaftende Prothesen, Prothesen-BHs, Prothesen-Badeanzüge, Kostenübernahme

  • Prothesen-BH: Brustprothesen bzw. -epithesen werden in spezielle Prothesen-BHs eingesetzt. Diese verfügen über eingearbeitete Taschen, in die die Epithese hineingeschoben wird. Um einen sicheren Halt und Tragekomfort zu garantieren, verfügen Prothesen-BHs zusätzlich über besondere Eigenschaften: Sie haben breitere und gepolsterte Träger, haben vorne und unter den Armen einen etwas höheren Ausschnitt und zwischen den Cups einen hohen Steg. Solche speziellen Prothesen-BHs erhalten Sie in Ihrem Sanitätshaus. Oft ist es alternativ jedoch auch möglich, die für die Prothese benötigten Taschen nachträglich in bereits vorhandene BHs einnähen zu lassen.
  • Selbsthaftende Brustepithesen: Wenn Sie sich für eine selbsthaftende Brustepithese entscheiden, wird diese mit Hilfe von speziellen Haftstreifen, die Sie ebenfalls in Ihrem Sanitätsfachhandel erhalten, direkt auf der Haut befestigt. Oder Sie wählen eine Brustepithese, bei der die Haftfläche fest mit der Prothese verbunden ist. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, die ganz nach den persönlichen Bedürfnissen gewählt werden können.
  • Prothesen-Badeanzüge: Zusätzlich gibt es auch spezielle Prothesen-Bademode, in die, ebenso wie bei einem Prothesen-BH, Taschen eingenäht sind. So können Sie mit einer Brustprothese also auch problemlos schwimmen gehen - optisch ist kein Unterschied zwischen normaler Bademode und solcher, die für Prothesen geeignet ist, zu erkennen.
  • Eine Brustepithese sollte etwa alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Die Kosten dafür übernimmt jedoch die Krankenkasse. Die Kosten für Prothesen-BHs, Umnähungen an vorhandenen BHs und für Prothesen-Badeanzüge werden zudem ebenfalls von der Krankenkasse bezuschusst. In der Regel werden die Zuschüsse für einen Badeanzug alle 3 Jahre und für einen BH jedes halbe Jahr bezahlt.

Fazit zur Brustprothese nach dem Brustkrebs

Hat Brustkrebs bei Frauen eine Brustamputation zur Folge, hilft das Tragen einer Brustprothese bzw. -epithese: Hier spielen optische, seelische und medizinische / orthopädische Faktoren eng ineinander. Denn tragen Sie eine solche Epithese, sieht man Ihnen weder Ihre zurückliegende Erkrankung, noch den Verlust der Brust an. Dadurch kann eine solche Prothese Sie auch seelisch unterstützen, Ihr Selbstwertgefühl und Gefühl der Weiblichkeit wieder stärken. Außerdem sorgt die Prothese für einen Gewichtsausgleich und stellt dadurch die Symmetrie des Körpers wieder her. So können Fehlbelastungen und Rücken-, Schulter-, oder Nackenbeschwerden vermieden werden.

Es gibt Brustprothesen in verschiedenen Formen und Materialien. Um die beste Lösung für Sie persönlich zu finden, lassen Sie sich am besten ausführlich und in vertraulicher Atmosphäre in Ihrem Sanitätshaus beraten.

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