Demenz-WG: Kosten, Vorteile und 5 wichtige Tipps

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Es ist der Wunsch der meisten älteren Menschen: selbstbestimmt und nicht einsam zu leben. Wenn man an Demenz erkrankt, wird das Leben jedoch zur Herausforderung. Es muss dann nicht immer das Pflege- oder Altenheim sein, falls es in den eigenen vier Wänden schwierig wird. Eine Demenz-WG kann eine Lösung sein. Was müssen Sie darüber wissen?

Sind Mutter oder Vater, Oma oder Opa nicht länger in der Lage, ihr Leben allein zu meistern, stecken Angehörige in der Zwickmühle. Gern möchte man sich um das Familienmitglied kümmern, aber wie schaffen? Man wohnt vielleicht zu weit entfernt, arbeitet Vollzeit und hat eventuell kleine Kinder zu versorgen. Dabei brauchen die pflegebedürftigen Familienmitglieder rund um die Uhr Zuwendung und Hilfe. An diesem Punkt setzt eine Wohngemeinschaft (WG) für demente Menschen an.

Umfangreiche Informationen dazu, wie man Demenz erkennt und behandelt finden Sie hier.

Was versteht man unter einer Demenz-WG?

Im Prinzip ist das eine WG, wie man Sie noch aus Studententagen kennt: Jeder Mitbewohner hat sein Zimmer, Küche und Bad werden geteilt, man kocht zusammen und schmeißt miteinander den Haushalt.

Nur, dass in dieser WG alle Bewohner meist in einem höheren Alter sind und durch Pflegekräfte rund um die Uhr unterstützt werden.

Was allein klappt, wird auch noch allein erledigt. Ob es das Kartoffelschälen, Tischdecken oder Aufräumen ist - jeder bringt sich nach seinen Möglichkeiten ein. Bei schwierigeren Aufgaben wie der Einkaufsplanung helfen speziell geschulte Pflegekräfte.

Diese sind auch da, wenn Bewohner intensive Pflege benötigen und übernehmen dann die Aufgaben vom Waschen bis zum Füttern. Was also in der häuslichen Pflege von den Angehörigen erwartet wird, darum kümmern sich Profis in jedoch familiärer Atmosphäre.

Die Vorteile der 24-Stunden-Betreuung

Eine Demenz-WG ist eben nicht nur eine Unterbringung nach dem "Satt-und-sauber"-Prinzip. Hier geht es um einen strukturierten, selbst bestimmten Tagesablauf. Die Bewohner verfügen eigenständig, was sie essen, einkaufen, womit sie sich beschäftigen, wer welche Aufgabe übernimmt usw. Man zieht mit seinen vertrauten Möbeln ein und richtet sich sein kleines Reich wie gewohnt ein. Vor allem an Demenz erkrankte Menschen ertragen große Veränderungen schwer. Nimmt man ein Stück Heimat mit in die neue Wohnung, fühlt man sich gleich viel wohler.

Die WG-Mitglieder bilden ein gemeinsames Gremium und treffen schriftliche Vereinbarungen, die den Alltag regeln. Damit trägt man für sich und andere Verantwortung. Dies baut Selbstvertrauen auf und verhindert ein Vereinsamen. Und das wiederum lässt die Gefahr sinken, an Alzheimer (der häufigsten Form der Demenz) zu erkranken.

Zudem ist eine professionelle Versorgung über den vertraglich angestellten ambulanten Pflegedienstgewährleistet. Sollte es zu einer Verschlimmerung des Krankheitsbildes kommen, vielleicht durch einen Sturz, weiß man seinen Angehörigen in guten Händen in der 24-Stunden-Betreuung. Das ist auch der wichtige Unterschied zu einer Senioren-WG, die eben keinen angeschlossenen Pflegedienst hat. Übrigens können die Bewohner den Pflege- und Betreuungsdienst mittels Beschluss des Gremiums auch verändern und vertraglich einen neuen Dienst binden.

5 Tipps beim Einzug in die Demenz-WG: gut zu wissen

Tipp 1: Vereinbaren Sie einen Besichtigungstermin, bei dem man sich Zeit für Sie und Ihre Fragen nimmt. Eventuell ist sogar ein kurzes Probewohnen möglich.

Tipp 2: Erkundigen Sie sich, inwieweit es gewünscht ist, dass Angehörige den Alltag in der WG mit unterstützen. Dies kann hilfreich sein, um finanziell und personell Lücken zu schließen. Ist es jedoch ein Muss, könnte es problematisch werden, denn nicht jeder Angehörige kann dies leisten.

Tipp 3: Achten Sie darauf, zwei Verträge abzuschließen: Den regulären Mietvertrag für die Räumlichkeiten und einen zusätzlichen Pflegevertrag, der mindestens die Grund- und Behandlungspflege regelt. Beide Verträge müssen auch separat kündbar sein. Die "Dienstleister (Pflegedienst und/oder Betreuungsdienst) müssen zwingend in der Lage sein zu beschreiben, welche Leistungen sie mit welchem Personal zu welchen Kosten erbringen werden", darauf weist das Bundesfamilienministerium hin.

Tipp 4: Die Bewohner der Demenz-WG bestimmen selbst, welche Dienste sie wählen - es darf ihnen nichts aufgezwungen werden. Entscheidend ist auch: Die ambulante Pflege ist immer nur zu Gast in der WG und respektiert das Wohnumfeld der Mieter. Es gibt kein Schwesternzimmer o.ä.

Tipp 5: Mehr als 12 Personen sollte die Wohngemeinschaft nicht umfassen, damit man noch von einer familienähnlichen Struktur sprechen kann. Wird die WG größer, ist es für den Einzelnen schwieriger, seine individuellen Interessen zu wahren und die Betreuungsqualität könnte sinken.

Was kostet die Demenz-Wohngemeinschaft?

Das Kosten richten sich nach dem, was man möchte. Sie setzen sich wie folgt zusammen:

  • Miete mit Nebenkosten (ca. 500 Euro)
  • Haushaltskosten, die jeder WG-Bewohner anteilig bezahlt (ca. 300 Euro)
  • eventuell Telefon, TV, Strom (kann auch schon in den Haushaltskosten inklusive sein)
  • Eigenanteil der Pflegekosten, ab ca. 2000 Euro: Diese richten sich nach dem jeweiligen Pflegegrad und dem individuell abgeschlossenen Pflegevertrag. In der Regel haben alle WG-Bewohner einen Pflegegrad, weshalb ihnen auch Leistungen der Pflegeversicherung zustehen, worüber ein Teil der Pflegekosten bezahlt wird. Es bleibt jedoch ein Eigenanteil.

Da eine Demenz-Wohngemeinschaft als Form der ambulanten Betreuung gilt, wurden diese Leistungen mit der Pflegereform sogar noch erhöht, gemäß dem Grundsatz "ambulant vor stationär". Zudem ist es möglich, dass das Sozialamt Kosten übernimmt.

Unser Tipp: Wenden Sie sich vor einem Umzug an einen Pflegestützpunkt oder lassen Sie sich von Ihrer Pflegekasse beraten, welche Kosten auf Sie zukommen. Zuerst ein Angebot der Demenz-WG einholen und damit zur Beratung gehen!

Es ist übrigens nicht so, dass diese Form der Betreuung von Demenzkranken teurer als ein Pflegeheim ist. So können die Kosten gesenkt werden, indem beispielsweise Angehörige Aufgaben der WG mit übernehmen. Das hilft beiden Seiten: Die Familie sieht sich regelmäßig und unterstützt sich gegenseitig.

Fazit zur Demenz-WG

Demenz-WGs sind deutschlandweit auf dem Vormarsch. Sie sind eine gute Lösung, wenn man die häusliche Pflege des dementen Familienmitglieds nicht mehr bewältigen kann, ein Pflegeheim aber nicht in Frage kommt. In der Demenz-WG bleiben die Bewohner in einer vertrauten Umgebung, sind nicht einsam und werden zudem professionell gepflegt.

Achten Sie darauf, bei einem Einzug immer zwei Verträge abzuschließen: Mietvertrag und Pflegevertrag. Auch die schriftliche Regelung der Selbstbestimmung ist wichtig. Günstig ist eine Demenz-WG nicht. Welche Leistungen und Unterstützungen Ihnen dafür zustehen, erfahren Sie bei einem Pflegestützpunkt.

Auch in Wuppertal gibt es diese Wohngemeinschaften. Am 25. März 2017 stellt sich beispielsweise die Einrichtung am Oberdörnen beim "Tag des Wohnens" vor.

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