Der Euro-Schlüssel öffnet das öffentliche Behinderten-WC

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Ob in Autobahn-Raststätten oder Fußgängerzonen: Behinderten-Toiletten sind meistens abgeschlossen. Den Zugang öffnet der Euro-Schlüssel – ein europaweit einheitliches Schließsystem für behindertengerechte Anlagen.

Der Euro-Schlüssel ist ein europaweit einheitliches Schließsystem, das es körperlich beeinträchtigten Menschen ermöglicht, selbstständig und kostenfrei Zugang zu behindertengerechten sanitären Anlagen und Einrichtungen zu erhalten.

Man findet diese an teilnehmenden Autobahn- und Bahnhofstoiletten, aber auch in Freizeitanlagen, Kaufhäusern, öffentlichen Toiletten in Fußgängerzonen, Museen, Hochschulen oder Behörden. Teilweise funktioniert der Schlüssel auch für spezielle Aufzüge, Ruheräume, Ampelanlagen und Wickelräume.

Seit wann und wo gibt es das Euro-Schlüssel-System?

Entwickelt und eingeführt wurde der Euroschlüssel 1986 vom CBF Darmstadt (= Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e. V.). Inzwischen haben sich diese Schließsysteme weit über die Region Darmstadt und auch über die Landesgrenzen hinaus in verschiedenen europäischen Ländern etabliert (international häufig mit der Bezeichnung „Eurokey“).

Körperlich beeinträchtigte Menschen haben es in vielen Alltagssituationen schwer. Der Euro-Schlüssel hilft, Behinderten-Toiletten zu öffnen oder Ampeln zu schalten. – Fotos: Wikimedia Commons

Was war der Auslöser für das Euro-Schlüssel-System?

In den 80-er Jahren gab es zwar schon ein recht dichtes Netz an öffentlichen Behindertentoiletten, insbesondere an Fernstraßen. Doch leider, so die Erkenntnis des CBF, befanden sich diese oft in einem desolaten Zustand. Vielerorts fielen die Toiletten dem Vandalismus zum Opfer oder waren derart verschmutzt, dass sie nicht zu gebrauchen waren.

Das führte zu der Idee, ein einheitliches Schließsystem für Behindertentoiletten zu entwickeln und die dazu passenden Schlüssel nur in die richtigen Hände abzugeben.

Wie viele Toiletten mit Euro-Schließsystem gibt es?

Beim CBF gibt es ein gedrucktes Verzeichnis aus dem Jahr 2017, in dem mehr als 12.000 Toilettenstandorte in Deutschland und Europa aufgeführt sind.

Wo gibt es den Euro-Schlüssel?

In Deutschland wird der Euro-Schlüssel unter anderem vom CBF Darmstadt und vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) verkauft. Hier geht´s direkt zu den Online-Shops:

Sie können natürlich auch telefonisch bestellen:

  • CBF: Telefon 0 61 51 / 81 22-0
  • BSK: Telefon 0 62 94 / 42 81-70

Wer bekommt den Euro-Schlüssel?

Der Schlüssel wird ausschließlich an Menschen ausgehändigt, die auf behindertengerechte Toiletten angewiesen sind. Um Missbrauch zu verhindern, ist die Beeinträchtigung bei der Bestellung nachzuweisen.

Berechtigt zum Kauf eines Euroschlüssels sind behinderte Personen, die in Ihrem Schwerbehindertenausweis entweder – unabhängig vom Grad der Behinderung – eines der Merkzeichen aG, B, H oder BL oder aber das Merkzeichen G und einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 70 eingetragen haben.

Bezugsberechtigt sind darüber hinaus auch schwer Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer, Stomaträger, Blinde, Schwerbehinderte, die hilfsbedürftig sind und gegebenenfalls eine Hilfsperson brauchen, ferner an Multipler Sklerose, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa Erkrankte sowie Menschen mit chronischer Blasen- oder Darmerkrankung.

Neben dem Schwerbehindertenausweis werden auch ein ärztlicher Nachweis oder der europäische Parkausweis für Schwerbehinderte als Bezugsberechtigung anerkannt.

Was kostet der Euro-Schlüssel?

Die Preise liegen zwischen 23 und 26 Euro. Der CBF bietet den Schlüssel im Paketpreis mit dem „Locus-Behindertentoiletten-Verzeichnis“ für 30 Euro an.

Autor: Christoph Beck

Weitere Fotos zum Beitrag:

Foto: Michael Gaida / pixabay                                               

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