Die richtigen Schuhe zur Beinprothese: Das ist wichtig

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Um nach einer Fuß- oder Beinamputation wieder sicher im Leben zu stehen, sind - neben der individuell angepassten Prothese - auch die richtigen, medizinischen Schuhe wichtig. Damit Sie wieder stabil laufen können, sollten Sie unter anderem auf eine genaue Passform und den richtigen Aufbau des Schuhs achten.

Sitzt der Prothesenschuh richtig, hilft er unphysiologische Bewegungen zu vermeiden und wirkt Rückenschmerzen entgegen. Hier erfahren Sie, worauf Sie bei den speziellen, medizinischen Schuhen achten müssen.

Der Prothesenfuß: Carbonprothesen und Mikroprozessoren

Zu jeder Bein- oder Unterschenkelprothese gehört auch der passende Prothesenfuß, der dem natürlichen Fuß nachgeahmt ist. Er hat einen großen Einfluss auf das sichere Stehen und flüssige Gehen. Und so wird er - wie die anderen Bestandteile der Prothese auch - vom Orthopädietechniker nach den individuellen Voraussetzungen des Trägers ausgewählt und eingestellt.

Dazu wird der Patient in eine Mobilitätsklasse eingeordnet, die seine Bedürfnisse und Ansprüche widerspiegelt. Berücksichtigt werden unter anderem Bereiche wie:

  • Aktivität
  • Mobilität
  • Gewicht
  • medizinische Notwendigkeit

Die meisten Patienten werden heute mit Carbonfederfüßen versorgt. Diese Prothesenfüße ermöglichen ein dynamisches Abrollen des Fußes, indem sie die aus dem Auftritt gespeicherte Energie zurückgeben.

Häufig werden Carbonfederfüße mit konstruktivem integriertem und austauschbarem Einsteck-Elastomer verwendet. Elastomerfüße gelten durch ihre hervorragenden Dämpfungseigenschaften als besonders bequem.

Des Weiteren gibt es noch Prothesenfüße mit künstlicher Intelligenz. Sie werden durch Mikroprozessoren bionisch gesteuert - die Elektronik erkennt die einzelnen Schrittphasen des Fußes und reagiert mit Bewegungen darauf.

Wird eine reine Vorfußprothese benötigt, liegt der Fall ein wenig anders - diesem Thema widmen wir uns gesondert etwas weiter unten im Text.

Das richtige Schuhwerk zur Beinprothese: atmungsaktiv und dämpfend

Wenn nach einer Bein- oder Fußamputation die Rehabilitation überstanden ist und die individuell zugeschnittene Prothese sitzt, kommt für die meisten Patienten wieder ein Stück Normalität zurück ins Leben.
Nicht nur, weil sich der Prothesenträger wieder wesentlich freier bewegen kann, sondern auch, weil eine Beinprothese von außen kaum noch zu erkennen ist. Sowohl optisch als auch in Bezug auf den Bewegungsablauf.

Heutzutage sind Prothesen Hightech-Konstruktionen, die ein normales Gangbild ermöglichen. Nicht zu unterschätzen ist dafür allerdings auch das Tragen eines auf die Prothese abgestimmten Schuhwerks. Es vermittelt dem Patienten Vertrauen und fördert damit auch sein Wohlbefinden.

Prothesenschuhe sind im Sanitätsfachhandel erhältlich, sorgen für eine erhöhte Sicherheit und beugen Folgebeschwerden in den Gelenkketten und im Rücken vor. Sie sollten sowohl beim Gehen als auch beim Stehen funktionell und komfortabel sein. Um das zu erfüllen, müssen die medizinischen Schuhe bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehören unter anderem eine stützende und dämpfende Funktion sowie die Verwendung von atmungsaktiven Materialien.

In der Regel werden die Kosten für die Schuhe für Prothesenträger von den Krankenkassen nicht übernommen, da es sich bei den medizinischen Schuhen um kein offizielles Hilfsmittel handelt. Nur in einigen Ausnahmefällen vergüten die Berufsgenossenschaften die Schuhe als Therapiemittel.

Wie muss ein Prothesenschuh aufgebaut sein?

Um ein normales, harmonisches Gangbild gewährleisten zu können, ist vor allem ein kontrolliertes Abrollverhalten wichtig. Eine Mittelfußstütze im Schuh und eine verbreiterte Sohle sorgen für Stabilität und einen kontrollierten Bewegungsablauf. Auch eine leicht rückversetzte Ballenrolle und ein ausgeprägter Spitzenhub (Abstand der Schuhspitze zum Boden auf ebener Fläche) unterstützen das richtige Abrollen, optimieren das Durchschwingen der Prothese und reduzieren die Stolpergefahr.

Außerdem gehört eine wirksame Stoßdämpfung zu den wichtigen Besonderheiten bei Schuhen für Prothesenträger. Hierfür sollten die medizinischen Schuhe mit einer abgeschrägten Fersenpartie mit integriertem Dämpfungselement versehen sein. In einigen Fällen ist auch eine zusätzliche Vorfußdämpfung sinnvoll - lassen Sie sich hierzu vom Experten im Sanitätshaus beraten.

Sicheres Auftreten auch bei Nässe und Glätte

Normalerweise spüren wir beim Gehen leichte Unebenheiten oder rutschige Untergründe und sind entsprechend vorsichtig. Diese Wahrnehmung ist beim Träger einer Bein- oder Unterschenkelprothese eingeschränkt. Aus diesem Grund sollten die Schuhe eine erhöhte Rutschfestigkeit und eine gute Bodenhaftung aufweisen.

Um den Fuß sicher aufsetzen zu können, muss die Sohle ein spezielles, rutschfestes Profil aufweisen. Eine besondere Materialzusammensetzung aus einer speziellen Gummimischung sorgt zusätzlich für Rutschfestigkeit, vor allem auf glattem oder nassem Untergrund.

Bester Komfort durch das richtige Material und Gewicht

Auch wenn die Technik und Funktion der Prothesenfüße bereits sehr weit fortgeschritten ist, steht der prothetische Fuß dem natürlichen in Bezug auf die Beweglichkeit immer noch nach. Aus diesem Grund sollten die Schuhe für Prothesenträger so beschaffen sein, dass sie sich leicht und komfortabel an- und ausziehen lassen.

Erreicht werden kann dies zum Beispiel durch:

  • eine große Öffnung beim Schuheinstieg
  • eine Schlaufe an der Schuhzunge
  • ein komfortables Schnürsystem
  • einen Einhandverschluss

Auch das Gewicht des Schuhs spielt eine wichtige Rolle - er sollte möglichst leicht sein. Je mehr der Schuh wiegt, desto höher sind die Fliehkräfte beim Durchschwingen der Prothese. Ein leichter Schuh reduziert die Fliehkräfte und ermöglicht ein ermüdungsfreies Gehen. Aus diesem Grund sollte der einzelne Schuh nicht schwerer als ca. 500 Gramm bei einer Schuhgröße von 42 sein (entsprechend leichter bei kleineren Größen).

Im Weiteren muss noch darauf geachtet werden, dass der medizinische Schuh aus hochwertigen Materialien besteht. Nur so kann ein ausgeglichenes Innenschuhklima gewährleistet werden und das Tragen der medizinischen Schuhe bleibt auch bei einer Dauerbelastung angenehm. Schließlich soll sich - neben dem Prothesenfuß - auch der eigene Fuß in den Schuhen wohl fühlen.

Als Material eignet sich zum Beispiel pflanzlich gegerbtes Leder mit ausreichender Wasserdampfdurchlässigkeit. Grundsätzlich ist es wichtig, dass es sich um atmungsaktive Textilien handelt.

Der Sonderfall Vorfußprothese

Wenn der Vorfuß amputiert wurde, das Fußgelenk aber noch vollständig erhalten ist, bekommt der Patient eine Vorfußprothese - einen auf die Bedürfnisse angepassten "Ersatzfuß" aus einem hautverträglichen Silikonmaterial. Ähnlich wie in den Schaft bei einer Beinprothese kann man in die Vorfußprothese einfach hineinschlüpfen. Der Knöchel bleibt frei und der Fuß ist voll beweglich.

Dank des flexiblen Silikons kann man mit dem Prothesenvorfuß beim Gehen normal abrollen und in vielen Fällen konventionelle Schuhe tragen. Teilweise reichen bereits individuell vom Orthopädietechniker angefertigte Einlagen, um das Fußbett ausreichend zu stabilisieren. Fragen Sie Ihren Arzt oder Orthopädieschuhtechniker, ob diese oder eine andere Variante für Sie die geeignete ist.

Fazit für die richtigen Schuhe bei einer Beinprothese

Träger einer Beinprothese sollten die Wahl des richtigen Schuhwerks nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein passender medizinischer Schuh fühlt sich nicht nur gut an und verbessert das Gangbild, er trägt auch zur Vorbeugung von Folgeschäden im Rücken bei.

Der richtige Schuh für Prothesenträger sollte unter anderem ein kontrolliertes Abrollverhalten ermöglichen, eine wirksame Stoßdämpfung haben und ein rutschfestes Profil aufweisen. Außerdem darf auch die Verwendung von atmungsaktiven Materialien und das Gewicht nicht außer Acht gelassen werden. Informationen dazu, welche medizinischen Schuhe für Sie als Prothesenträger die richtigen sind, erhalten Sie in Ihrem Sanitätsfachhandel.

Haben Sie Fragen oder Hinweise zu den medizinischen Schuhen für Prothesenträger? Stellen Sie sie gerne hier!

Bild:© Copyrights by Össur

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