Lipödeme, also krankhafte Zunahmen des Fettgewebes mit schmerzhaften Wassereinlagerungen, sind seit rund 80 Jahren bekannt. Die klassische Schulmedizin ging bisher davon aus, dass sich diese Erkrankung ausschließlich auf die Extremitäten, also auf Arme und Beine auswirkt. In diesem Beitrag wollen wir der Frage nachgehen, ob diese These noch immer haltbar ist - und einiges über die Grundlagen verraten.
Bei einem Lipödem bemerken die Patienten, dass bestimmte Körperpartien offenbar grundlos anzuschwellen scheinen und empfindlich auf Druck reagieren. Grund dafür ist, dass die Fettverteilung in der betroffenen Körperregion gestört ist.
Es bildet sich mehr Fettgewebe aus. Gleichzeitig wird das umliegende Gewebe mit Flüssigkeit gefüllt. Es entstehen Schwellungen, die immer symmetrisch ausfallen. Bei einigen Menschen sind Ober- und Unterschenkel beider Beine betroffen, bei anderen lediglich die Oberarme an beiden Seiten.
Im weiteren Krankheitsverlauf bekommt das Fettgewebe zunehmend mehr Dellen und bildet Wülste aus. Diese sind deutlich fühlbar. Schließlich kann es sein, dass überhängende Fettlappen entstehen. Sind die Oberschenkel betroffen, reiben diese beim Gehen oft aneinander, was zu Rötungen und Entzündungen führen kann.
Darüber hinaus sind die betroffenen Körperstellen sehr druckempfindlich und neigen dazu, blaue Flecken zu bekommen. Selbst ein offenes Bein (Ulcus), der den Patienten in den Rollstuhl zwingen kann, ist möglich.
In unserem Beitrag: "Das Lipödem: So erkennen und behandeln Sie die Fettstörung" gehen wir noch genauer auf Ursachen, Auswirkungen und Therapie der Erkrankung ein.
Von Lipödemen sind in aller Regel Frauen betroffen. Wissenschaftler vermuten, dass es unter anderem hormonelle Ursachen für diese Erkrankung gibt, da beobachtet werden konnte, dass die ersten Beschwerden entweder zum Ende der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft auftreten.
Auch eine genetische Komponente scheint vorhanden zu sein. Mit höherer Wahrscheinlichkeit finden Patienten in ihrer Familie auch andere Menschen, die an Lipödemen leiden.
Häufig werden Lipödem-Patienten von ihren Mitmenschen mit Fettleibigkeit (Adipositas) in Verbindung gebracht, was den psychischen Druck auf die Betroffenen noch einmal erhöht. Mit der Ernährung oder mit zu wenig Sport haben Lipödeme aber nichts zu tun.
Es handelt sich um unterschiedliche Krankheitsbilder. Während sich bei Patienten mit diagnostizierter Fettleibigkeit das Übergewicht mehr oder weniger gleichmäßig über den gesamten Organismus verteilt, sind bei Patienten mit Lipödemen ausschließlich die Extremitäten betroffen.
Immer wieder taucht in diesem Zusammenhang die Frage "Gibt es Lipödeme am Bauch?" auf. Hier ist die Medizin eindeutig: Lipödeme am Bauch gibt es nicht. Auch wenn Frauen in Internetforen o.ä. davon berichten, Gewebeanomalien ähnlich einem Lipödem in Armen oder Beinen zu fühlen - es handelt sich dann nicht um ein Lipödem am Bauch.
Die schlechte Nachricht zuerst: Bei Lipödemen handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht heilbar ist. Es ist jedoch möglich, die Symptome zu lindern. Und mit der Therapie sollten Sie möglichst früh beginnen.
Ein wichtiger Faktor ist dabei das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder -bandagen. Diese drücken auf das betroffene Gewebe, vermeiden das Aufstauen von Lymphflüssigkeit und tragen so dazu bei, das Entstehen von Schmerzen zu verhindern.
Entscheiden Sie sich aber auf keinen Fall für Produkte von der Stange! Gerade wegen der Schwellungen haben Frauen, die unter Lipödemen in den Beinen oder Armen leiden, keine symmetrische Figur. Im Fachhandel hilft man Ihnen auch, wenn Ihr Lipödem bereits weiter fortgeschritten ist und Ihnen den Alltag erschwert.
So gibt es unter anderem Tipps für Anziehhilfen für Kompressionsstrümpfe oder Kompressionsbandagen, denn die Strümpfe müssen exakt und recht stramm sitzen.
Die Strümpfe müssen individuell an die Ausprägung der Erkrankung angepasst werden und das kann nur durch kompetente Mitarbeiter im Sanitätsfachgeschäft erfolgen. Hier spielt auch die Kompressionsklasse eine entscheidende Rolle.
Das Allerwichtigste: Übergewicht verstärkt das Lipödem und damit auch mögliche Schmerzen. Die Ernährung muss daher gesund, ausgewogen und auf den Patienten zugeschnitten sein.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie Ihren Körper am besten unterstützen können, ist auch eine Ernährungsberatung sinnvoll - eventuell sogar ein individueller Ernährungsplan.
Einige Mediziner raten bei stark ausgeprägten Lipödemen zur Liposuktion, der Fettabsaugung. Diese Methode wird allerdings nur gewählt, wenn der psychische Druck des Patienten besonders groß ist oder es bereits zu gravierenden Bewegungseinschränkungen kommt.
Bei diesem Verfahren werden unter lokaler Narkose Vibrationskanülen in das Gewebe eingeführt, die das Fett abführen. Aber auch bei diesem Verfahren, das übrigens keine Kassenleistung darstellt und Kosten im vierstelligen Bereich verursacht, ist im Anschluss das Tragen von Kompressionsstrümpfen notwendig.
Unter einem Lipödem versteht man eine krankhafte Vermehrung des Fettgewebes der Unterhaut, die mit Flüssigkeitseinlagerungen einhergeht und an den Armen oder Beinen auftritt.
Entscheidend ist jedoch die Frage, wie Sie mit der chronischen Erkrankung umgehen. Dazu gehören die medizinische Behandlung des Lipödems genauso wie Bewegung und die Ernährung Diese sollte gesund, frisch und ausgewogen sein. Schließlich verschlimmert eine Gewichtszunahme in der Regel das Lipödem und damit einhergehende Schmerzen.
Für die notwendige Kompressionstherapie arbeiten Sie am besten mit Experten aus dem Sanitätshaus zusammen. Denn hier finden Sie die nötige Beratung und den sensible Umgang mit der Erkrankung.
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