Zwar ist ein Leistenbruch in den meisten Fällen nicht lebensgefährlich, trotzdem sollte er behandelt und operiert werden. Vor der OP kann ein Bruchband bei der Hernie helfen. Wir erklären Ihnen, wie ein Leistenbruch bei Mann oder Frau entsteht und wie er erkannt und behandelt wird.
Ein Leistenbruch, auch Leistenhernie genannt, ist der häufigste Eingeweidebruch (Hernie) überhaupt und kann sowohl beim Mann als auch bei der Frau auftreten. Dabei handelt es sich eigentlich gar nicht um einen "Bruch" im herkömmlichen Sinne, sondern um eine Lücke in der Bauchwand im Bereich des Leistenkanals.
Der Leistenkanal ist ein Teil der menschlichen Leiste und zieht sich schräg durch die Schichten der vorderen Bauchwand. In ihm verlaufen wichtige Nervenbahnen, Blut- und Lymphgefäße. Außerdem umschließt er beim Mann den Samenstrang und bei der Frau das sogenannte runde Mutterband. Der Kanal selbst wird durch Muskeln, Bänder und unelastisches Bindegewebe umgeben und geschützt.
Auf der Leistenregion lastet ein durch die Bauchorgane und Bauchmuskulatur hervorgerufener Druck. Wird dieser zu groß, kommt es zu einem Leistenbruch: Das Leistengewebe gibt nach und es entsteht eine Lücke, auch Bruchpforte genannt.
Durch diese Lücke kann jetzt das von innen auskleidende Bauchfell sacken und im Folgenden eine Ausstülpung bzw. eine Art Sack bilden (den sogenannten Bruchsack). In diesem können sich schließlich Eingeweide, wie Teile des Darms (selten auch andere innere Organe) hinaus aus dem Bauchraum zwängen (Bruchinhalt).
Auch wenn ein Leistenbruch grundsätzlich bei Frau und Mann vorkommen kann, sind Männer wesentlich häufiger betroffen: 80-90 Prozent aller Leistenbrüche treten bei ihnen auf. Bei Frauen sind insbesondere übergewichtige Patientinnen betroffen oder sie treten auf, wenn das Bindegewebe der Frau im Bereich des Leistenkanals erschlafft.
Zu erkennen ist ein Leistenbruch sowohl beim Mann als auch bei der Frau oft an einer sichtbaren und gut zu ertastenden Beule bzw. Schwellung in der Leistengegend. Sie ist beweglich und lässt sich häufig sogar wieder nach innen wegdrücken. Abends oder nach einer Belastung kann eine noch deutlicher erkennbare Schwellung auftreten.
Außerdem ist ein Leistenbruch auch ohne sichtbare Beule möglich. Bei den meisten Betroffenen kommt es im Weiteren zu keinen oder kaum weiteren Beschwerden. Vereinzelt sind ein Druckgefühl und leichte, ziehende Schmerzen in der Leistenregion möglich - insbesondere bei einer Druckerhöhung, wie zum Beispiel bei schwerem Heben, Niesen oder Stuhlgang.
Die dadurch auftretenden Schmerzen können bei der Frau bis in die Schamlippen und beim Mann bis in den Hodensack ausstrahlen. Sollten Sie oben genannte Symptome bemerken, gehen Sie auf jeden Fall zu Ihrem Hausarzt.
Kommt es zu starken Schmerzen, häufig in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen, ist es wahrscheinlich, dass die ausgetretenen Eingeweide (z.B. Teile des Darms) eingeklemmt sind (sog. Inkarzeration). In diesem Fall muss sofort gehandelt und operiert werden, da es sonst zu weiteren, schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Komplikationen kommen kann!
Je nachdem, wie und wo es zum Leistenbruch kommt, wird in zwei Formen unterschieden: die direkte Leistenhernie und die indirekte.
Die indirekte Leistenhernie kann angeboren oder erworben sein und betrifft vorwiegend Neugeborene, Kinder und junge Menschen, insbesondere Jungen und Männer. Sie sind sozusagen automatisch vorbelastet, da ihr Leistenkanal von Geburt an etwas geweitet ist (bei männlichen Ungeborenen wandern die Hoden aus dem Bauchraum durch den Leistenkanal in den Genitalbereich).
Bei einem indirekten Leistenbruch tritt der Bruchsack mit dem enthaltenen Bruchinhalt (z.B. Teile des Darms) beim Mann entlang des Samenstrangs und bei der Frau des Mutterbands durch die innere Öffnung des Leistenkanals (Bruchpforte) in den Leistenkanal.
Da die Bruchpforte weiter von der Körpermitte entfernt und dadurch seitlich liegt, wird diese Form auch lateraler bzw. seitlicher Leistenbruch genannt. Von der Seite aus kann der Bruchsack durch den Leistenkanal in Richtung Körpermitte vordringen; in einzelnen Fällen beim Mann bis in den Hodensack und bei der Frau bis in die großen Schamlippen.
Die direkte Leistenhernie ist in der Regel erworben und tritt hauptsächlich bei Erwachsenen, vorwiegend bei älteren Männern auf. Hier dringt der Bruchsack mit dem Bruchinhalt direkt senkrecht durch die geschwächte Bauchwand nach außen aus. Da diese Form näher zur Körpermitte liegt, wird sie auch als mediale Leistenhernie bezeichnet.
Ein Leistenbruch resultiert aus einer Schwachstelle in der Bauchwand im Bereich des Leistenkanals. Eine solche Schwachstelle kann ganz verschiedene Ursachen haben - je nachdem, ob es sich um eine angeborene oder eine erworbene Leistenhernie handelt.
Bei einer erworbenen Leistenhernie ist die Schwachstelle in der Bauchwand im Laufe des Lebens entstanden und der Leistenbruch tritt oftmals erst im höheren Alter auf: Bei Männern meistens im Alter zwischen 50 bis 69 Jahren, bei Frauen im Alter von 60 bis 79 Jahren. Ursachen für eine geschwächte Bauchwand können unter anderem sein:
Besteht eine Schwachstelle in der Bauchwand, kann ein erhöhter Druck im Bauchraum dazu führen, dass ein Leistenbruch entsteht. Auslöser sind unter anderem:
Außerdem können Faktoren wie eine Prostatavergrößerung oder Bauchwassersucht (Aszites) den Druck im Bauchraum erhöhen und einen Leistenbruch begünstigen.
Viele Sportler, vor allem Fußballer, Hockey- und Tennisspieler klagen über Schmerzen in der Leiste. Doch häufig ist nicht ein vom Sport hervorgerufener Leistenbruch die Ursache, sondern es handelt sich um eine beginnende Vorwölbung der Leistenkanalhinterwand - auch "weiche" Leiste oder Sportlerleiste genannt. Aus dieser kann sich jedoch durchaus auch ein Leistenbruch entwickeln.
Ein Leistenbruch bildet sich nicht von selbst wieder zurück, sondern kann sich stattdessen mit der Zeit sogar vergrößern. Außerdem besteht die Gefahr, dass Darm- oder Fettgewebe im Bruchsack eingeklemmt wird.
Aus diesen Gründen sollte ein Leistenbruch in jedem Fall operiert werden. Zur Wahl stehen mehrere Operationsmethoden - welche infrage kommt, hängt von unterschiedlichen Faktoren wie dem Alter des Patienten sowie der Lage und Größe des Bruchs ab.
Möglich sind neben einem klassischen Verfahren auch offene und minimalinvasive Verfahren, teils mit nur örtlicher Betäubung. Tatsächlich ist die operative Behandlung eines Leistenbruchs eine der häufigsten Operationen in der westlichen Welt und ihre Erfolgsquote liegt bei über 95 Prozent.
Sollte eine Operation aus bestimmten Gründen nicht direkt stattfinden können, kann auch ein Bruchband als medizinisches Hilfsmittel kurzfristig als Therapie zum Einsatz kommen. Das Bruchband ist ein fester Gürtel, der von außen auf die Bruchstelle gelegt wird. Durch diese Bandage soll der Austritt des Bruchsacks verhindert werden.
Das Bruchband ist im Sanitätsfachhandel erhältlich und muss individuell angepasst werden.
Auch wenn hauptsächlich Männer einen Leistenbruch bzw. eine Leistenhernie bekommen, können genauso Frauen betroffen sein. Optisch fällt ein bestehender Leistenbruch vor allem durch eine Beule bzw. Schwellung in der Leistengegend auf, wobei er bei vielen Patienten sonst keine weiteren Beschwerden hervorruft.
Teilweise kann es zu leichten, ziehenden Schmerzen hauptsächlich bei erhöhtem Druck kommen. Sind bereits Eingeweide eingeklemmt, kommt es zu starken Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen.
In diesem Fall muss der Leistenbruch sofort operativ behandelt werden. Aber auch bei keinen bis geringen Beschwerden sollte bei dem Verdacht auf einen Leistenbruch unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
Ist die Diagnose Leistenhernie gestellt, folgt in der Regel eine Operation. Ist diese aus bestimmten Gründen nicht direkt möglich, kann vorübergehend auch ein im Sanitätshaus erhältliches Bruchband zum Einsatz kommen.
Bemerken Sie Anzeichen bei sich für einen Leistenbruch? Wir unterstützen Sie bei der Auswahl des passenden Bruchbandes. Haben Sie Fragen?