Lipödem-OP: So zahlt die Krankenkasse eine Liposuktion

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Die Diagnose Lipödem ist für viele Patientinnen ein Schock. Denn die Erkrankung ist nur schwer einzudämmen und nicht heilbar. Im September 2019 wurde jedoch ein wichtiger Schritt erreicht: Unter bestimmten Bedingungen wird die Lipödem-OP von der Krankenkasse übernommen. Hier erfahren Sie mehr zur Fettabsaugung.

Fettabsaugen bei Lipödem: Neuerungen seit Januar 2020

Am 19. September 2019 wurde eine wichtige Entscheidung getroffen für Patientinnen mit Lipödem. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschloss an diesem Tag, dass die Liposuktion - also die operative Fettabsaugung - in speziellen Fällen von der Krankenkasse bezahlt wird. Bisher war dies nicht der Fall, weshalb viele Patientinnen sich nicht operieren ließen.

Welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit die Operation von der Krankenkasse bezahlt wird, klären Sie bitte immer individuell mit Ihrer Krankenkasse.

Wichtig: Dieser Beschluss ist seit Januar 2020 wirksam. Außerdem ist die Regelung zunächst befristet bis zum 31. Dezember 2024. Sowohl zugelassene Krankenhäuser als auch Vertragsärzte können die Liposuktion ambulant oder stationär durchführen. Dabei kann die Behandlung in mehrere aufeinanderfolgende Eingriffe aufgeteilt werden.

Auch wenn die Bedingungen für die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse zunächst noch sehr streng scheinen, ist dies bereits ein wesentlicher Fortschritt für viele Patientinnen. Denn bisher wurde die Liposuktion gar nicht übernommen, sondern als ein rein kosmetischer Eingriff bewertet.

Lipödem erkennen: Das sind die typischen Anzeichen

Die Erkrankung Lipödem ist eine Störung im Unterhautgewebe. Dort findet die Fettverteilung nicht mehr richtig statt und es kommt zu einem stetigen Anwachsen des Gewebes. So entstehen Fettfalten, die in der Regel chronisch sind und besonders an den Oberschenkeln, der Hüfte und dem Gesäß auftreten. In anderen Ausprägungen sind auch die Arme und Unterschenkel betroffen.

Ein Lipödem erkennen Sie an typischen Symptomen, die wahrscheinlich auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen sind. Die genauen Lipödem Ursachen sind jedoch noch nicht endgültig erforscht. Auch eine genetische Komponente wird nicht ausgeschlossen. Die ersten Symptome treten häufig bereits nach der Pubertät auf, manchmal aber auch nach einer Schwangerschaft oder den Wechseljahren.

Was sind die Lipödem-Symptome?

Die typischen Lipödem Anzeichen treten bei jeder Patientin in unterschiedlichem Ausmaß auf. Deshalb ist es manchmal schwierig, das Lipödem als solches zu erkennen. Die folgenden Symptome sind typisch für die Erkrankung:

  • Besonders an den Beinen tritt verstärkt Unterhautfettgewebe hervor. Diese Volumenzunahme erfolgt symmetrisch, wobei Füße und Zehen davon unberührt bleiben. Der Rumpf bleibt ebenfalls schlank.
  • Beine und Arme werden durch das Lipödem sehr druck- und schmerzempfindlich. Schon leichte Berührungen können Schmerzen auslösen. Bei fortschreitender Erkrankung können die Oberschenkel aneinander scheuern, sodass die Haut wund wird und die Gehfähigkeit eingeschränkt ist.
  • Die Blutgefäße sind durch das Lipödem sehr empfindlich, sodass es schnell zu blauen Flecken kommt, die besonders groß und auffällig sind.
  • Besonders am Abend fühlen sich die Beine schwer und angespannt an. Trotz des Hochlagerns der Beine über Nacht geht die Ansammlung von Flüssigkeit nicht zurück und schon geringer Kontakt wird als unangenehm empfunden.
  • Anfängliche Cellulite bildet sich zu starken Fettwülsten unter der Haut aus. Die vorstehende Haut wird sehr uneben und es kommt zu harten Knoten im Unterhautfettgewebe.

Liposuktion: Wie funktioniert die Lipödem-OP?

Die Liposuktion ist eine schonende Absaugung des überschüssigen Fettgewebes. Die Operation erfolgt unter Vollnarkose und ist eine sehr effektive Methode. Bei einem Eingriff können bis zu acht Liter Fett abgesaugt werden.

Im Ergebnis speichert das betroffene Bindegewebe weniger Wasser, sodass der Gewebedruck stark abnimmt: Lymphflüssigkeit kann wieder besser abtransportiert werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Blutgefäße - sie sind nach der OP nicht mehr so druck- und schmerzempfindlich.

Durch die Lipödem-OP lässt sich außerdem die Form der Hüften und Beine gleichmäßig verbessern. Je nach Bedarf kann anschließend auch überschüssige Haut gestrafft oder entfernt werden. So wird ein schönes Ergebnis erzielt, durch das sich die Patientin wieder wohl fühlen kann.

Der Prozess: Das passiert bei einer Liposuktion

Eine sehr effektive und gleichzeitig schonende Methode zur Fettabsaugung bei Lipödem ist die Vibrationsliposuktion (auch PAL-Methode, power assisted liposuction genannt). Hierfür werden die Fettzellen zunächst mit einer Tumeszenzlösung angereichert, durch die eine Lokalanästhesie erzeugt wird. Anschließend können die Fettzellen mit einer Vibrationskanüle aufgelockert und abgesaugt werden.

Vor der Operation zeichnet der Chirurg die zu behandelnden Bereiche genau auf der Haut ein. Unter Vollnarkose werden dann kleine Schnitte gesetzt, die sehr unauffällig und nicht größer sind als 0,5 bis 1 cm sind.

Darüber wird schließlich die Tumeszenzlösung injiziert und die gelösten Fettzellen werden abgesaugt. Nach der OP wird der Patientin eine Kompressionshose angezogen, damit sich keine Ödeme bilden können.

Im Anschluss an die Lipödem-OP sollte die Patientin für einige Wochen Tag und Nacht eine entsprechende Kompressionsversorgung tragen, um Ödeme zu verhindern und den Lymphfluss anzuregen. Hierzu ist außerdem eine regelmäßige Lymphdrainage empfehlenswert.

Konservative Behandlung bei Lipödem

Wenn Sie an einem Lipödem Stadium 1 oder 2 erkrankt sind, handelt es sich bei den betroffenen Regionen in der Regel um die Hüfte und Oberschenkel. In diesem Fall hilft Ihnen die konservative Lipödem-Behandlung.

Das bedeutet: Tragen Sie von Anfang an Kompressionsstrümpfe, die helfen, das Lipödem einzudämmen. Diese Strümpfe sollten Sie unbedingt im Fachhandel anpassen lassen, beispielsweise im Sanitätshaus Ihres Vertrauens. Hier werden Ihre exakten Maße der betroffenen Regionen genommen und die Versorgung entsprechend an Ihre Bedürfnisse angepasst .

Des weiteren hilft die Behandlung durch einen Physiotherapeuten, der regelmäßig Lymphdrainagen bei Ihnen durchführt. Dabei werden die Wassereinlagerungen (Ödeme) aus den betroffenen Bereichen ausmassiert.

Dadurch werden Schmerzen gelindert und das Spannungsgefühl in den Beinen lässt nach. Wichtig ist auch hier, dass Sie danach sofort wieder Kompressionsstrümpfe tragen, damit der Effekt so lange wie möglich erhalten bleibt.

Auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung, viel Bewegung im frühen Stadium des Lipödems und kein langes Stehen oder Sitzen helfen. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass die Erkrankung zwar therapierbar, jedoch nicht heilbar ist. Wird das Lipödem immer stärker, ist deshalb eine Operation die nachhaltigste Behandlungsmethode.

Fazit zur Liposuktion und der Kostenübernahme durch die Krankenkasse

Seit Januar 2020 ist es unter bestimmten Voraussetzungen (erkundigen Sie sich bitte hierzu bei Ihrer Kasse) möglich, dass die gesetzliche Krankenkasse eine Liposuktion bei einem stark ausgeprägtem Lipödem übernimmt. Dies scheint der erste Schritt, das Lipödem als Erkrankung besser "anzuerkennen" und den Betroffenen die Hoffnung auf weitere Möglichkeiten der Behandlung zu geben.

Bei der Lipödem-OP wird unter Vollnarkose eine Tumeszenzlösung verabreicht. Anschließend wird das überschüssige Fettgewebe mit Hilfe einer Vibrationskanüle gelockert und abgesaugt. Im Anschluss an die OP muss die Patientin über mehrere Wochen eine spezielle Kompressionsversorgung tragen.

Bei Kompressionsstrümpfen ist es besonders wichtig, dass sie in Größe und Kompressionsklasse an den Patienten bzw. die Patientin angepasst sind. Deshalb steht Ihnen hierzu gerne Ihr Sanitätshaus zur Seite.

Haben Sie Fragen zur Kostenübernahme bei der Lipödem-OP? Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Schreiben Sie uns gerne einen Kommentar!

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