Fragt man Menschen in ihren letzten Lebenstagen nach ihren Wünschen, geht es fast immer darum, ohne Schmerzen, im eigenen Zuhause und nicht allein zu sterben. Man möchte Geborgenheit und Ruhe, eine vertraute Umgebung und seine Liebsten um sich herum. Noch viel zu selten werden diese Wünsche des Patienten erfüllt, doch die Palliativpflege schafft hier neue Möglichkeiten.
Das Bild, jemanden schützend unter seinen Mantel zu hüllen, vermittelt Fürsorge und Wärme. Und diesen Ursprung hat das Wort Palliativpflege - "palliare" heißt im Lateinischen "ummanteln, umhüllen". Es geht also um Pflege, gepaart mit Empathie.
Wenn das Leben zu Ende geht, verschieben sich die Prioritäten. Was mal wichtig war, tritt in den Hintergrund; einst Unwichtiges ist nun wesentlich. Damit rückt nicht mehr nur die medizinische Versorgung in den Fokus, auch die psychische Betreuung wird immer zentraler. Deshalb wird bei der Palliativpflege nicht nur die oder der zu Pflegende in das Konzept einbezogen, sondern auch die Angehörigen.
Palliativpflege kommt also dann zur Anwendung, wenn der Tod eines Menschen absehbar ist, weil keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. Sie unterscheidet sich in dieser Hinsicht von der kurativen oder aktivierenden Pflege, die auf den Genesungsprozess ausgerichtet ist. Somit geht es nicht darum, das Leben des Patienten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verlängern, sondern ihm seine verbleibenden Tage so angenehm wie möglich zu machen. Aber das impliziert auch, dass aktive Sterbehilfe von der Palliativpflege abgelehnt wird.
Im Mittelpunkt steht das Wohlbefinden des Todkranken, das heißt:
Es ist eine noch recht neue Richtung der Medizin; erst in den 1960er Jahren entstanden die ersten Hospize. Daraus entwickelte sich der Ansatz von Palliative Care, der sich in die drei Säulen Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit unterteilt. Erstmalig 1990 erfolgte eine Definition durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Handlungsanweisungen für Palliative Care, die 2002 überarbeitet wurde und nun u.a. folgende Ziele umfasst:
Wo auch immer gepflegt wird, kann die Palliativversorgung eingesetzt werden. Palliativpflege zu Hause, vom ambulanten Pflegedienst, in Pflegeheimen, Altenheimen, Krankenhäusern mit eigener Palliativstation, beim Betreuten Wohnen all das ist möglich. Nur setzt sich das Konzept erst langsam durch. Doch gerade im Bereich der ambulanten Pflege bzw. bei Pflegediensten werden die Vorteile dieser Betreuung immer mehr erkannt.
Möchten Sie Ihren Angehörigen bis zu seinem Tod zu Hause pflegen, können Sie sich dazu auch gern professionelle Hilfe holen, denn seit 2007 besteht ein Rechtsanspruch auf die spezialisierte ambulante Palliativversorgung. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin hat einenWegweiser zur entsprechenden Versorgung installiert. Die sogenannten SAPV-Teams umfassen dann eben nicht nur die medizinische Betreuung, sondern auch Hilfe bei psychologischen und sozialen Problemen.
Begleitet man seinen Angehörigen bis zum letzten Atemzug, geht es vor allem um Lebensqualität. Deswegen gilt dabei der Grundsatz "High person, low technology":Der Mensch hat Priorität, die Technik unterstützt nur.
Die Patienten sind meist ausgesprochen pflegebedürftig, oftmals haben sie eine Pflegestufe zuerkannt. Sie werden vielfach im Pflegebett versorgt, brauchen besondere Versorgung beim Essen und Trinken, weil sie vielleicht unter einem trockenen Mund leiden oder ein Stoma aufgrund einer Krebserkrankung haben. Oder die pflegenden Angehörigen begleiten sie bei einer Schmerztherapie, helfen bei der Dekubitusvorsorge (Wundliegen) und kümmern sich um Verbandswechsel. Hinzu kann eine Versorgung bei Inkontinenz kommen.
Zu einer großen Herausforderung wird die pflegerische Sterbebegleitung, wenn ein Patient von Demenz oder Alzheimer betroffen ist. Denn nach und nach verliert er sein Gedächtnis und die Fähigkeit, sich mitzuteilen. Wie soll der Angehörige dann erkennen, wenn der Pflegebedürftige Fürsorge braucht, beispielsweise unter Schmerzen leidet? Wie kann man seinem Familienmitglied helfen, wenn es aggressiv wird oder Berührungen nicht mehr zulässt? Zwischen eindeutigem Willen und einer Funktionsstörung durch die Krankheit ist nicht leicht zu unterscheiden. Was in solchen Situationen helfen kann, ist eine früh aufgesetzte Patientenverfügung, in der zum Beispiel klar geregelt ist, ob der Pflegebedürftige künstlich ernährt werden möchte. Halten Sie Rücksprache mit dem Arzt und mit allen in die Pflege einbezogenen Diensten, um im Interesse des Patienten zu handeln. Weitere umfangreiche Informationen zum Thema Demenz finden Sie hier.
Je schwerer die Erkrankung ihres Angehörigen ist,, umso umfassender wird die Pflege, auch eine 24 Stunden Betreuung ist eventuell erforderlich. In der letzten Lebensphase möchte man natürlich besonders für sein Familienmitglied da sein. Das mit seiner Arbeit zu vereinbaren, ist oft nicht leicht, weshalb 2015 vom Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen wurde, sich in dieser Zeit von der Arbeit freistellen zu lassen.
Die Bedingungen dafür:
Ist ein Mensch unheilbar krank, möchte er seine verbleibenden Lebenstage meist im Kreise seiner Familie verbringen. Hier ist die Palliativpflege eine große Unterstützung, um die letzte Lebensphase so angenehm wie möglich zu gestalten: Schmerzen lindern, Angst nehmen, Würde behalten. Das Konzept ist ganzheitlich, bezieht sowohl Patienten als Angehörige mit ein sowie auch alle notwendigen Behandler - vom Arzt über die Physiotherapie bis zu Seelsorgern. Speziell ausgebildete Teams unterstützen Sie bei der Palliativversorgung, auf die Sie übrigens einen Rechtsanspruch haben. Die praktischen Hilfsmittel, die Sie für den Alltag in der Pflege benötigen, finden Sie im Sanitätshaus.
Sind Sie nicht sicher, welche Hilfsmittel Ihrem Angehörigen das Leben in der letzten Phase erleichtern können, fragen Sie gern bei uns nach. Wir unterstützen Sie, wenn Sie Ihr Familienmitglied zu Hause versorgen möchten.