Ist der Rücken bei einem Kind auffällig verdreht, gar ein Rippenbuckel zu sehen? "Das wächst sich aus" hört man da oft landläufig. Doch das ist ein Irrtum. Je früher man gegen die Verkrümmung der Wirbelsäule - die Skoliose - etwas unternimmt, umso besser für das Kind.
Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule mehrdimensional verdreht, d.h., das Rückgrat ist gekrümmt und einzelne Wirbel sind um die Längsachse rotiert und die Wirbelkörper sind verformt (Torsion genannt) Zusätzlich sind Bandscheiben und Gelenke mit betroffen. Je weiter die Erkrankung voranschreitet, umso schwerer wird die Beweglichkeit eingeschränkt.
Die Wirbelsäule hat von der Seite betrachtet von Natur aus eine doppelte S-Form, bei einer Skoliose neigen die Patienten eher zu einem Flachrücken.
Eltern fällt es oft erst im Vergleich mit anderen Kindern auf, zum Beispiel im Schwimmbad: Die Wirbelsäule ihres Nachwuchses sieht schiefer aus als üblich. So könnte zum Beispiel die eine Seite des Beckens höher stehen als die andere oder die Taille knickt ein. Hier sollten Sie bei einem Orthopäden kontrollieren lassen, ob das Kind eine Skoliose hat.
Skoliose wird meist zu den Wachstumsdeformitäten gezählt, weil sie bereits ab einem sehr jungen Alter auftreten und sich bei Wachstumsschüben verschlimmern kann.
Unterschieden wird die Skoliose in symptomatische und idiopathisch. Idiopathische Skoliosen haben eine unbekannte Ursache und treten bei einem sonst völlig normalen Kind auf. Symptomatische Skoliosen haben immer eine Ursache, wie zum Beispiel Fehlbildungen..
Nicht jedes Kind mit einer schlechten Haltung leidet unter einer Wirbelsäulenverkrümmung. Und es ist auch nicht so, dass zu schwere, einseitige Belastung - zum Beispiel durch eine Schultasche - zu einer Skoliose führt. Woher die Erkrankung kommt, steht eben nicht fest. Man geht von einer genetischen Veranlagung aus, doch die Ursachen sind nicht eindeutig. Deswegen kann man einer Skoliose auch nicht vorbeugen!
In vielen Fällen ist eine Skoliose aber auch funktionell bedingt, so ist zum Beispiel ein Bein kürzer als das andere. Das Becken steht schief und wird durch das Rückgrat ausgeglichen. In diesem Fall wird die Fehlhaltung ganz einfach durch einen Beinlängenausgleich korrigiert.
Ab wann spricht man von einer Skoliose? Dazu wird häufig der Cobb-Winkel herangezogen. Man fertigt eine Röntgenaufnahme des Rückens, betrachtet darauf die Grund- und Deckplatten der Wirbel im Zentrum der Krümmung und misst die stärkste Biegung derselben (auch Neutralwirbel genannt: liegt zwischen zwei Krümmungen und hat die stärkste Kippung).
Bei signifikanten Fällen sind seitliche Abweichungen schon mit dem bloßen Auge zu erkennen: Das von hinten betrachtete Rückgrat zeigt beim gesunden Rücken eine gerade Linie, bei Skoliose ist dies nicht mehr so.
Ab einem Cobb-Winkel von
Eine OP ist das letzte Mittel und es gibt nur wenig spezialisierte Ärzte dafür.
Mädchen sind von der Wirbelsäulenverkrümmung viermal stärker betroffen als Jungen. Und das mit zunehmendem Cobb-Winkel!
Schulterschmerzen, Bandscheibenvorfälle, Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule diese Auswirkungen sind möglich, weshalb die Skoliose unbedingt behandelt werden sollte. Je früher man bei Kindern mit der Therapie startet, umso größer ist die Chance, einen geraden Rücken zu erreichen. Und eine Therapie kann teilweise Jahre dauern.
Die Wachstumsdeformität ist in der Regel gut korrigierbar, doch braucht es eine konsequent durchgeführte Behandlung, um beeindruckende Ergebnisse zu erzielen. Zudem ist es unabdingbar, eine Skoliose-Therapie vor dem Wachstumsschub in Angriff zu nehmen, weil es sonst keinen Sinn ergibt.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen behandelndem Arzt, Orthopädietechniker, Physiotherapeuten und Patienten bzw. Eltern ist unerlässlich. So raten Experten, das Kind mindestens alle halbe Jahre vermessen zu lassen, um die weitere Therapie anzupassen.
Ebenso wichtig für einen Therapie-Erfolg: die Krankengymnastik. Eine Expertin auf diesem Gebiet war Katharina Schroth. Sie hat gezielte Übungen der Physiotherapie und Atmung bei Skoliose entwickelt, die noch heute angewendet werden.
Die drei Säulen der Therapie bei Skoliose haben wir in diesem Beitrag bereits aufgeführt: 1. Krankengymnastik, 2. Tragen von Skoliose-Orthesen (einem Korsett) und 3. eine operative Unterstützung der Wirbelsäule.
Wir wollen hier ausführlicher auf das Korsett bei Kinder-Skoliose eingehen. Es wird als Chêneau-Korsett bezeichnet und immer individuell vom Orthopädietechniker an den Patienten angepasst. Eingesetzt wird es bei einem Cobb-Winkel zwischen 20 und 40 Grad.
Es wirkt über die Atmung: Der Körper richtet sich durch das Atmen gerade auf, was allerdings nur gelingen kann, wenn das Korsett mindestens 23 Stunden am Tag getragen wird. Die Kinder dürfen es lediglich zum Waschen ablegen.
Wie lange die Therapie mit der Rumpforthese andauert, hängt von der Schwere der Erkrankung ab: manchmal sind es Monate, manchmal auch Jahre.
Ein Chêneau-Korsett besteht aus Kunststoff und ist asymmetrisch gebaut. Damit spürt der Körper einerseits Druck, hat aber auch Platz in die Richtung, in die er sich entwickeln soll. Den Effekt erzielt man über die dreidimensionale Verformung des Rumpfes:
Um den zu korrigierenden Oberkörper der Patienten genau zu erfassen, gibt es zwei Möglichkeiten: Für den Bau des Korsetts wird zunächst ein Gipsabdruck des Patienten angefertigt. Daraus erstellt der Orthopädietechnik-Mechaniker ein Modell zur Herstellung des Korsetts.
Oder das Kind wird im Sanitätshaus vom Orthopädietechniker gescannt, um alle Maße exakt zu erfassen. Am Computer entsteht das Modell, welches dann mit einer CNC-Fräse aus Kunststoff ausgeschnitten wird. Der oder die Patient(in) probiert vor Ort an, damit gleich noch kleinere Korrekturen erledigt werden können.
Nach einigen Wochen sollte man einen nächsten Termin vereinbaren, um zu schauen, wie sich der Körper verändert hat und ob die Skoliose-Orthese erneut angepasst werden muss.
Das Tragen des Chenêau-Korsetts ist mühsam und leider nicht immer bequem. Wenn Ihr Kind vielleicht gerade solch ein Korsett bekommen hat und damit hadert, dann zeigen Sie ihm, dass es nicht allein mit seinem Schicksal ist. Die KorsiSisters sind tolle Vorbilder: Die beiden Mädchen zeigen, was sie trotz Skoliose und dauerhaftem Korsett erreicht haben.
Ist die Wirbelsäule in sich verkrümmt oder sind einzelne Wirbel verdreht, spricht man von einer Skoliose. Die Bewegung ist eingeschränkt, Folgeerkrankungen wie Arthrose oder Schmerzen sind möglich. Die Skoliose kann in allen Altersstufen auftreten - Skoliose bei Kindern ist jedoch gut therapierbar. Wenn man rechtzeitig damit beginnt!
Ab einem bestimmten Krümmungsgrad wird zur Behandlung ein Chêneau-Korsett eingesetzt. Es muss immer individuell an den Patienten angepasst werden und richtet den Rumpf über die Atmung auf. Wesentlich für den Erfolg ist die Tragedauer: am besten 23 Stunden am Tag.
Benötigen Sie Beratung zu einer Orthese? Wollen Sie wissen, welche Hilfsmittel Sie außerdem bei Skoliose unterstützen können? Schreiben Sie uns oder rufen Sie an: 0202 43046 800!