Spinalkanalstenose: Verengung erkennen und richtig behandeln

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Die Beine kribbeln, tun besonders nach längerem Gehen weh und der Rücken schmerzt? Vor allem, wenn die Schmerzen beim Vornüberbeugen nachlassen, könnten die genannten Symptome Anzeichen einer Spinalkanalstenose sein. An welchen Symptomen erkennt man sie und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Mit zunehmendem Alter klagen immer mehr Menschen - bei den über 60-jährigen gut jeder fünfte - über Beschwerden aufgrund dieser Erkrankung. Ihr Ursprung ist eine Verengung des Rückenmarkkanals. Wir erklären Ihnen alles rund um die Spinalkanalstenose.

Symptome: Wie erkenne ich eine Spinalkanalstenose?

Bei einer Spinalkanalstenose variieren die Symptome. Die Beschwerden treten aber in erster Linie im Rücken und in den Beinen auf und entwickeln sich oftmals über einen längeren Zeitraum.

Häufig beginnt es mit einfachen Rückenschmerzen, die sich mit der Zeit verschlimmern. Das muss aber nicht unbedingt sein - manchen Patienten verspüren überhaupt keine Schmerzen und merken selbst nach Jahren nicht, dass sie eine Spinalkanalverengung haben.

Dieser Personenkreis ist aber leider in der Unterzahl. Stattdessen leiden viele, neben den Rückenschmerzen, unter eine zunehmende Ermüdung und Schwächung ihrer Beine - dazu können ein Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl kommen. Es fällt schwer bzw. schmerzt, längere Strecken zu gehen und auch ein längeres Stehen wird beschwerlich.

Typisch für die Erkrankung ist es, wenn die Schmerzen dann beim Vornüberbeugen, Sitzen oder Fahrrad fahren nachlassen. Der Grund: Weil der Rumpf nach vorne kippt, wird die Wirbelsäule gedehnt, der Wirbelkanal geweitet und der Druck auf die Nerven gemindert.

Ist die Spinalkanalstenose weiter fortgeschritten, kann es außerdem zu einer Harn- und Stuhlinkontinenz und zu Erektionsstörungen kommen.

Liegen oben genannte Symptome oder ähnliche Beschwerden vor, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Ursachen: Wie entsteht eine Spinalkanalverengung?

Der Spinalkanal (Wirbelkanal) ist ein Teil der Wirbelsäule, der vor allem als Schutz für das durch ihn laufende Rückenmark dient. Gleichzeitig bildet er einen knöchernen Schutz für die austretenden Nervenwurzeln.

Normalerweise ist im Spinalkanal genug Platz für den Nervenstrang, die Spinalnerven. Verändern sich die Bandscheiben, Wirbel oder Bänder jedoch, indem sie zum Beispiel breiter werden, werden die Nerven zusammengedrückt oder sogar eingeklemmt.

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Besonders oft tritt diese Verengung des Wirbelkanals im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) auf, in diesem Fall spricht man von einer Lumbalen Spinalkanalstenose. Eine Spinalstenose kann aber auch zum Beispiel im Bereich der Halswirbelsäule (Spinalkanalstenose der HWS) auftreten.

Oftmals gibt es mehrere Gründe für die schmerzhaften Symptome einer Spinalkanalstenose. So kann der Durchmesser des Wirbelkanals von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Bei manchen Betroffenen ist er sogar schon von Geburt an verengt. Auch ein ausgeprägtes Hohlkreuz oder eine Fehlbildung der Wirbelsäule können für eine angeborene Spinalkanalverengung verantwortlich sein.

Am häufigsten tritt die Spinalkanalstenose allerdings im Alter auf, meistens hervorgerufen durch einen Verschleiß der Bandscheiben und Arthrose an den Zwischenwirbelgelenken.

Die Bandscheiben werden immer flacher und entsprechend breiter. Dadurch drücken sie gegen das hintere Längsband der Wirbelsäule, das zwischen den Bandscheiben und dem Rückenmark liegt und die Nerven im Rückenmarkskanal geraten unter Druck. Und das kann extrem schmerzen.

Außerdem wachsen den Wirbeln bei einem Verschleiß der Bandscheiben stattdessen knöcherne Höcker an den Seiten als ausgleichende Ersatz-Puffer bzw. -Abstandshalter für die flacher werdenden Bandscheiben. Diese Höcker lassen allerdings auch den Wirbelkanal für den Nervenstrang enger werden, was ebenfalls zu den oben beschriebenen, schmerzenden Beschwerden führen kann.

Behandlung des Spinalkanals: So wird die Spinalkanalstenose therapiert

Für die Behandlung einer Spinalkanalstenose gibt es unterschiedliche konservative und operative Therapien und Methoden, deren Anwendung jeweils von der Stärke der Beschwerden abhängt.

Mögliche Behandlungsmaßnahmen sind:

Oftmals werden die verschiedenen Therapieformen auch miteinander kombiniert.

Die konservative Therapie

In der Regel wird bei der Diagnose Spinalstenose als erstes eine konservative Therapie - also eine nicht operative Methode - angewendet. Das kann sowohl eine medikamentöse, eine physiotherapeutische als auch eine physikalische Therapie sein. In den meisten Fällen werden auch mehrere Behandlungsvarianten parallel durchgeführt.

Dabei ist das primäre Ziel, die Wirbelsäule zu entlasten und die schmerzenden Beschwerden zu lindern - behoben werden kann die Ursache, also die Spinalkanalverengung, dabei allerdings nicht.

Die Physiotherapie soll die Wirbelsäule entlasten und stabilisieren. Dafür werden unter anderem die Rücken- und Bauchmuskeln trainiert. Auch die Ruhigstellung der Wirbelsäule durch eine Stufen- bzw. Entlastungslagerung kann schmerzlindernd wirken.

In einigen Fällen wird auch eine entlastende Orthese verwendet, die Sie im Sanitätsfachhandel erhalten. Eine Art Korsett unter der Kleidung korrigiert und stabilisiert die Haltung der Wirbelsäule, indem es eine zu starke Hohlkreuzposition verhindert.

Zusätzlich kann eine physikalische Therapie Muskelverspannungen lösen. Hierzu eignen sich besonders:

  • wärmende Bestrahlungen
  • Fangopackungen
  • Wannen-, Moor- und Thermalbäder
  • Elektrotherapie (Interferenzstrom, Stangerbad, TENS-Therapie)

Die medikamentöse Schmerztherapie richtet sich in der Wahl der Medikamente nach der Schwere der Beschwerden bzw. der Schmerzen; wobei sie nicht nur die Schmerzen betäuben, sondern auch ein Verkrampfen verhindern soll.

In Einzelfällen werden dementsprechend auch muskelentspannende Mittel (Muskelrelaxantien) gegeben. Bei sehr starken Schmerzen kann auch eine kurzfristige, hochdosierte Kortisontherapie erfolgen - wenn notwendig, direkt in den Wirbelkanal gespritzt.

Übungen bei Spinalkanalstenose und Tipps zur Linderung im Alltag

Parallel zu einer Therapie können Patienten auch im Alltag ganz einfach mit Spinalkanalstenose Übungen und Verhaltensmaßnahmen dafür sorgen, dass die Schmerzen - zumindest für den Augenblick - weniger werden bzw. aufhören.

Zusätzliche Alltagstipps für Betroffene:

  • Wenn unterwegs der Rücken schmerzt und die Beine nicht mehr weiter wollen: Pause machen, Hinsetzten und nach vorne beugen - dadurch wird der Spinalkanal entlastet
  • Wenn das Gehen schwer fällt: Fahrrad fahren - das dehnt die Wirbelsäule
  • Sportlich aktiv bleiben: Bauch- und Rückenmuskeln stützen die Wirbelsäule

Der operative Eingriff

Eine Operation sollte erst als letzte Möglichkeit in Erwägung gezogen werden. Zum Beispiel, wenn:

  • sich die Schmerzen trotz einer konservativen Therapie nicht lindern lassen
  • Lähmungserscheinungen auftreten
  • Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang auftreten
  • Nerven gefährdet sind

Eine Operation wird meistens minimal-invasiv, also über kleine Hautschnitte, durchgeführt. Eine Altersgrenze gibt es für diese OP nicht, da sie keinen allzu großen Eingriff darstellt. Trotzdem besteht aber die Gefahr möglicher Komplikationen und Verletzungen am Wirbelkanal.

Der Vorteil der Operation einer Spinalstenose liegt im Gegenzug darin, dass die Wirbelverengung an der operierten Stelle nicht wieder auftreten kann. In seltenen Fällen werden die Wirbel auch operativ stabilisiert oder versteift.

Fazit zur Spinalkanalstenose

Jeder fünfte der über 60-jährigen kennt es: Rückenschmerzen beim Gehen, die mit der Zeit stärker werden. Dazu kommen oft noch müde und schwache Beine. All dies können Anzeichen einer Spinalkanalstenose sein. Hierbei wird der Rückenmarkskanal an der Wirbelsäule verengt und die Spinalnerven geraten unter Druck oder werden sogar eingeklemmt. Häufig passiert dies durch Arthrose, also einen Verschleiß der Wirbelsäule.

Behandelt wird die Spinalkanalstenose oftmals durch eine Kombination aus konservativer Therapie und Schmerzmitteltherapie. Neben Bauch- und Rückenmuskulatur aufbauenden Übungen wird die Wirbelsäule zur Schmerzlinderung auch entlastet und gedehnt.

Hierzu tragen die Patienten als Hilfsmittel auch eine korsettähnliche Rückenorthese, zu der wir Sie gern an unseren Standorten beraten. Drohen allerdings Nervenschäden oder sind die Schmerzen zu groß, wird die Wirbelkanalverengung operativ behandelt bzw. behoben.

Wir freuen uns über Kommentare, Fragen oder Anregungen zum Thema Wirbelkanalverengung.

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