Stoma-Versorgung: Wenn ein künstlicher Ausgang nötig ist

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Ob künstlicher Darmausgang oder künstliche Harnableitung – ein Stoma ist für Betroffene und ihre Angehörigen zunächst mal eine große Belastung. Doch dank moderner Hilfsmittel können Stoma-Träger in der Regel nach einer Eingewöhnungsphase wieder ein weitgehend normales Leben führen.  

Stoma – was ist das eigentlich?

Der Begriff „Stoma" (Mehrzahl „Stomata") hat sich als einheitliche Bezeichnung für künstlich geschaffene Körperöffnungen eingebürgert. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Mund“ oder „Öffnung“.

In der Medizin ist mit einem Stoma ein künstlicher Darmausgang oder eine künstliche Harnableitung gemeint. Dafür wird bei einer Operation eine Öffnung durch die Haut nach außen angelegt, die dauerhaft oder vorübergehend sein kann. Stuhl oder Harn werden so aus dem Körper hinaus befördert und in einem auf der Haut aufgeklebten Versorgungsbeutel aufgefangen.

Wann ist ein Stoma notwendig?

Eine Stoma-Anlage wird erforderlich, wenn aufgrund einer Erkrankung die „normale“ physiologische Passage von Stuhl oder Urin nicht mehr möglich ist, weil ein Teil des Darms oder die Harnblase krank ist oder dauerhaft stillgelegt werden muss. Die häufigste Ursache für eine Stoma-Anlage ist eine Krebserkrankung von Darm oder Blase beziehungsweise Nachbarorganen oder auch eine chronisch entzündliche Darmerkrankung mit schwerem Verlauf wie etwa Morbus Crohn.

Welche Arten von Stoma gibt es

Ein Colostoma (künstlicher Dickdarm-Ausgang, Häufigkeit 70 %) wird angelegt, wenn der Mastdarm, der After mit Schließmuskulatur und/oder der untere Teil des Dickdarms krankheitsbedingt entfernt werden müssen. Das Colostoma findet seinen Platz meist im linken Unterbauch.

Ein Illeosstoma (künstlicher Dünndarm-Ausgang, Häufigkeit 18 %) wird benutzt, wenn der gesamte Dickdarm entfernt werden musste oder vorübergehend stillgelegt werden muss. Dieser Ausgang befindet sich meistens im rechten Unterbauch.

Eine Urostomie (künstliche Harnableitung, Häufigkeit 11 %) wird meist angelegt, wenn die Blase entfernt beziehungsweise ausgeschaltet wurde oder wenn die für die Dichtigkeit wichtigen ableitenden Harnwege erkrankt sind. Dabei wird der Urin in ein außen angebrachtes Auffangsystem geleitet oder aus einem im Bauchraum angelegten Reservoir mittels Katheter entleert.

Wie funktioniert das mit den Stoma-Beuteln?

Harn oder Stuhl werden durch das Stoma aus dem Körper hinaus befördert und in einem auf der Haut aufgeklebten Versorgungsbeutel aufgefangen. Hierfür gibt es ein- und zweiteilige Systeme.

Beim einteiligen System ist der Beutel mit der Haftfläche (Hautschutzplatte) fest verbunden. Das Ganze ist flexibel und flach, fällt dadurch unter der Kleidung kaum auf. Dieses einteilige System wird ein bis drei Mal täglich oder nach Bedarf gewechselt. Bei häufigem Wechsel bedeutet das eine Belastung der Haut durch das Abziehen und einen hohen Materialverbrauch.

Beim zweiteiligen Versorgungssystem sind Haftfläche und Stoma-Beutel getrennt und mit einem Rastring oder einer klebenden Verbindung gekoppelt. So kann der Beutel separat gewechselt werden. Das schont die Haut, vor allem, wenn häufig gewechselt werden muss. Die Basisplatte kann bis zu drei Tage verwendet werden, der Beutel sollte ein bis drei Mal täglich gewechselt werden. Nachteil des zweiteiligen Systems: Es trägt mehr auf, zeichnet sich bei dünner, eng anliegender Kleidung eher ab.

Wie sieht es mit der Stoma-Pflege aus?

Es ist besonders wichtig, dass die Haut um das Stoma herum gesund bleibt. Eine saubere Versorgung und gute Pflege ist die beste Prävention, um mögliche Beschwerden und Komplikationen mit dem Stoma zu vermeiden.

In Ihrem Sanitätshaus bekommen Sie spezielle Reinigungs- und Pflegeprodukte für die Stoma-Pflege. Und natürlich haben die Fachkräfte dort auch hilfreiche Tipps und Empfehlungen für Sie parat.

Was ist bei der Wahl der Kleidung zu beachten?

In der Regel können Sie mit einem Stoma dasselbe tragen wie vor der Operation. Moderne Versorgungen sind so flach und unauffällig, dass sie sich sogar unter enger Kleidung oder einem Badeanzug kaum abzeichnen.

Bei einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen Harnableitung werden Stuhl oder Harn durch das Stoma aus dem Körper hinaus befördert und in einem auf der Haut aufgeklebten Versorgungsbeutel aufgefangen. – Foto: Adobe Stock

Zudem gibt es speziell angefertigte Kleidung wie Stoma-Jeans und Stoma-Unterwäsche, die einen besonders sicheren Halt versprechen. Stoma-Badehosen sind hoch tailliert, so dass Beutel gut kaschiert werden können. Um das Stoma zu schützen, gibt es spezielle und individuell angepasste Stoma-Bandagen. Außerdem Schutzgürtel und Schutzkappen, die das Stoma beispielsweise beim Sport absichern, um eine Verletzung zu vermeiden.

Was ist beim Arbeiten zu beachten?

Mit einem Stoma lässt sich der Arbeitsalltag normalerweise ohne Beeinträchtigungen gut bewältigen. Wenn Sie sich viel bewegen, bücken oder strecken müssen, kann ein Stoma-Gürtel helfen, den auf der Haut aufgeklebten Versorgungsbeutel zu fixieren. Wenn Sie bei der Arbeit viel schwitzen, ist es wichtig, darauf zu achten, dass sich der Beutel nicht löst.

Ist Sport mit Stoma möglich?

Grundsätzlich können Stoma-Träger jeden Sport ausüben, der ihnen guttut. Sogar Schwimmen ist möglich. Aber es gibt auch Sportarten, die man vermeiden sollte, weil sie das Stoma oder seinen Sitz gefährden – zum Beispiel Kampfsportarten wie Boxen, Judo, Karate oder Ringen. Gewichtheben ist gar nicht möglich, da man als Stoma-Träger nicht mehr als zehn Kilo heben darf.

Ist Urlaub mit Stoma möglich?

Auch das geht. Ratsam ist es allerdings, eine Notfallapotheke mit den wichtigsten Medikamenten, einer Ersatzversorgung und Pflegemitteln dabei zu haben. Sie sollten zudem vor der Reise mit Ihrer Krankenkasse abklären, inwieweit Ihre Krankenversicherung im Zielland Gültigkeit hat.

Damit Sie sich bei Komplikationen auch im Ausland verständlich machen können, bietet die deutsche ILCO e. V. (Selbsthilfevereinigung von Stoma-Trägern, Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörigen) ein Stoma-Wörterbuch zum Download an. Es übersetzt 103 Begriffe aus dem Stoma-Bereich in 24 Sprachen. (à Download Stoma-Wörterbuch)

Das Reisegepäck sollte auch bedacht werden: Da schweres Heben nicht infrage kommt, empfiehlt sich ein Rollenkoffer. Stoma-Materialien sollten bei Flugreisen im Handgepäck transportiert werden, damit bei Kofferverlust die Versorgung gesichert ist. Um allergische Reaktionen zu vermeiden, sollten nur erprobte Versorgungsmaterialien verwendet werden.

Übrigens: Für Reisen kann ein Stoma-Pass hilfreich sein. In diesem sind Ihre persönlichen Daten hinterlegt sowie die Daten Ihres Hausarztes und Stomatherapeutens. Außerdem enthält der Pass eine in mehreren Sprachen übersetzte Erklärung der Situation und den Hinweis darauf, dass eine Untersuchung des Beutels nur von einem qualifizierten Mediziner durchgeführt werden darf. Diesen Pass erhalten Sie im Sanitätshaus Beuthel gratis - fragen Sie einfach Ihre:n Stomatherapeuten.

Was kann und darf ich mit Stoma essen?

Grundsätzlich müssen Sie Ihre Ernährung als Stoma-Patient nicht umstellen. Sie sollten jedoch wissen, welche Nahrungsmittel Sie vertragen und welche sie vermeiden sollten, weil sie möglicherweise zu Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfungen oder Blähungen führen können.

Bei der Colostomie (Dickdarm-Ausgang) wird meist nur ein kleiner Teil des Dickdarms entfernt, weshalb sich der Grundrhythmus der Verdauung im Allgemeinen bald wieder einstellt. Je größer der Anteil des Dickdarms ist, der entfernt oder ausgeschaltet wurde, desto häufiger und breiiger wird der Stuhl sein.

Nach einer Ileostomie (Dünndarm-Ausgang), bei der der gesamte Dickdarm entfernt oder vorübergehend ausgeschaltet wurde, kann der Stuhl nicht mehr gespeichert und eingedickt werden. Häufiger und breiiger bis flüssiger Stuhl ist dann ganz natürlich. Durch die häufigen Darmentleerungen verliert der Körper viel Wasser und Mineralstoffe. Das sollte durch eine höhere Zufuhr von Getränken und Mineralien ausgeglichen werden.

Für Urostomie-Träger ist die Einhaltung einer Diät nicht notwendig, außer der Arzt schreibt eine solche im speziellen Fall vor. Im Allgemeinen aber sind alle Nahrungsmittel erlaubt. Besonders wichtig ist es, täglich eine reichliche Menge an Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Info-Broschüre: Auf der Website der deutschen ILCO e.V. können Sie eine Broschüre „Ernährung nach einer Stoma- oder Darmkrebsoperation“ bestellen. Darin erklärt die Selbsthilfevereinigung in laienverständlicher Sprache, welche Auswirkung die Entfernung von Darmabschnitten hat. Zudem gibt sie Empfehlungen für den schrittweisen Aufbau einer gesunden, vollwertigen Ernährung nach der Operation sowie spezielle Hinweise zur Ernährung mit Colo-, Ileo- oder auch Urostoma. (à Broschüre bestellen)

Infos und Stoma-Versorgung in Ihrem Sanitätshaus

Haben Sie weitere Fragen zum Thema Stoma? Dann kommen Sie doch mal bei uns im Sanitätshaus vorbei. Oder rufen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne zu allen Aspekten einer individuellen Stoma-Versorgung. Bei uns bekommen Sie natürlich auch die für Sie geeigneten Hilfs- und Pflegemittel sowie persönliche Anleitung zu deren Anwendung.

Online Chat für Betroffene und deren Angehörige

Mit unserer Online-Sprechstunde eröffnen wir allen Menschen mit Stoma oder Inkontinenz eine individuelle und professionelle Begleitung in allen Phasen des Krankheits- und Gesundungsprozesses. Unsere Fachexpertin Andrea Dietrich steht Ihnen werktags von 12:00 - 16:00 Uhr zur Verfügung. Diskret können Sie hier jegliche Fragen stellen, die wir Ihnen gerne kompetent beantworten werden. Den Chat finden Sie auf der Startseite sowie den Stoma bezogenen Unterseiten.

Quellen und Links:

Sanitätshaus Koczyba, Eschweiler, www.koczyba.de

Selbsthilfevereinigung Deutsche ILCO e.V., Bonn, www.ilco.de

Infoportal von und für Menschen mit einem Stoma, www.stoma-welt.de

Online-Ratgeber pflege.de, pflegewissen/stoma/

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