Aktivrollstuhlfahrer und Paralympicsteilnehmer Bernd Janssen im Interview

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Wir freuen uns sehr, dass wir Bernd Janssen als neues Teammitglied im Sanitätshaus Beuthel begrüßen dürfen. Der zweimalige Paralympics Teilnehmer sitzt schon seit über vierzig Jahren im Rollstuhl und empfindet dies keineswegs als Last. Als Individualberater und Spezialist für Sitzen und Positionieren ist Bernd Janssen bei uns im Außendienst tätig und überrascht damit gern mal den ein oder anderen Kunden.

„Ein Rollstuhlfahrer im Außendienst ist natürlich nicht alltäglich, aber es hat durchaus positive Aspekte zu bieten. Angefangen von meiner über 30-jährigen Berufserfahrung in dieser Branche bis hin dazu, dass ich mit dem Patienten auf Augenhöhe bin und mich eher in die jeweilige Situation hineinversetzen kann.“

Ein Rollstuhlfahrer, der Rollstuhlfahrer berät, zeugt nicht nur von Authentizität, sondern sorgt auch für offenere Beratungsgespräche. Bernd Janssen hatte im Jahr 1980 einen Autounfall, ursprünglich verursacht durch Aquaplaning wurde er letztlich von einem anderen Autofahrer übersehen und sitzt seitdem im Rollstuhl. Er erinnert sich an die Zeiten zurück, in denen Rollstühle noch wesentlich weniger ausgereift waren als heute.

„Wenn ich an meine Rollstühle denke, in denen ich 1980 gesessen habe, liegen da schon Welten zwischen. Das waren Chromstühle mit Skai Bezug (Kunstleder), 16 kg schwer. Das war zwar kein Vergnügen, aber damals gab es nichts anderes.“

 Heutzutage sitzt kaum noch jemand in solch einem Koloss von Rollstuhl. Leichter, dynamischer, aktiver – den Möglichkeiten der individuellen Anpassung sind heute kaum noch Grenzen gesetzt. Auch Bernd Janssen sitzt in einem sogenannten Aktivrollstuhl.

„Aktivrollstuhl ist fast das falsche Wort, es sollte vielmehr heißen „multi-verstellbarer-Rollstuhl, der individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Nutzers angepasst werden kann“. Ein Aktivrollstuhl ist mit einem gutsitzenden Paar Schuhe zu vergleichen, man muss morgens reinschlüpfen und sich wohl fühlen über den gesamten Tag.

Ich selbst habe auch einen Aktivrollstuhl. Dieser ist eine Maßanfertigung, also nochmal eine Spur über dem normalen Aktivrollstuhl. Das bedeutet, er ist nochmal leichter, was mir zum Beispiel das Verladen des Rollstuhls, was ich mehrmals am Tag machen muss, erleichtert.“

Die Vorteile eines sogenannten Aktivrollstuhls sind die vielfältigen Verstellmöglichkeiten. Der Stuhl wird perfekt auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Nutzers angepasst, um so möglichst viel Mobilität zu ermöglichen. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber den Standard- oder Leichtgewichtrollstühlen. Der Begriff Leichtgewichtrollstuhl ist zudem irreführend, da er in Wirklichkeit sehr schwer ist. Die sorgt beim Benutzer für ein zusätzliches, unnötiges Handicap.

 „Meiner Meinung nach können durchaus auch ältere Menschen mit einem Aktivrollstuhl versorgt werden, wenn sie noch selbstständig in der Lage sind, den Rollstuhl zu betreiben. Meine Devise lautet: Mobilität fördern und ausbauen. Sobald ein Mensch in die Passivität kommt, wird er auch anfälliger gegenüber Krankheiten.“

 Nicht nur für Bernd Janssen ist die Erhaltung Mobilität eins der wichtigsten Kriterien. Alle Mitarbeitenden des Sanitätshaus Beuthel sind dahingehend geschult, für den Nutzer die optimale Versorgung zu ermöglichen.

Ein Aktivrollstuhl trägt dazu bei, die Einschränkungen, die ein Rollstuhl mit sich bringt, zu minimieren.

„Ein Rollstuhl heißt nicht gleich, dass man aus dem Leben zurücktreten muss. Das Bild des Menschen im Rollstuhl hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Was früher eine Rarität auf der Straße war, gehört heute zum Alltäglichen, genau wie ältere Personen mit Rollatoren. Den Rollstuhl als Lifestyle zu betrachten bedeutet, dass man immer noch alles machen kann. Mittlerweile können wir mit dem Fallschirm springen, wir können Segeln gehen, wir können mit dem Handbike fahren, wir können auf Reisen gehen. Alles ist machbar - wenn man dem Kunden die Möglichkeiten nahebringt. Er muss ermutigt werden, dass der Rollstuhl nicht das Ende ist.“

 Bernd Janssen weiß genau, wovon er spricht. In seinem Rollstuhl hat er zahlreiche Sportarten erfolgreich ausgeübt.

„Angefangen habe ich mit Tischtennis, danach Basketball, bis ich 1996 Rollstuhl Rugby für mich entdeckt habe. Ich spielte 11 Jahre in der Nationalmannschaft und nahm zweimal an den Paralympischen Spielen teil. 2000 in Sydney und 2004 in Athen."

 

Mit seiner jahrelangen Erfahrung in der Rehabilitationsbranche und als Rollstuhlfahrer ist Bernd Janssen eine große Bereicherung für das Sanitätshaus Beuthel und seine Kunden. Mit seiner authentischen und offenen Art steht er ihnen für Beratungen oder Versorgungen gerne zur Verfügung. Mit einem Augenzwinkern lädt er dazu übrigens alle Sachbearbeiter und Kostenträger gern ein, „um sich mal einen Eindruck zu verschaffen, was es heißt, einen Rollstuhl zu fahren und diesen zu beraten.“

Wir bedanken und bei Bernd für das Interview.

Mehr über Aktivrollstühle erfahren Sie hier.

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